Farming Insider: Die Beeckens
Über Arne, Henning und Carsten
Die Brüder Arne (24) und Henning (26) Beecken haben den Hof in der Lüneburger Heide vor einigen Jahren von ihrem Vater Carsten übernommen – seitdem gehört jedem ein Anteil von 50 Prozent des Betriebes. Auch die Arbeitsbereiche haben sie unter sich aufgeteilt: Während Arne sich im Kern um die Innenwirtschaft mit Hof, Werkstatt und Schweinestall kümmert, liegt Hennings Aufgabenbereich in der Außenwirtschaft des Ackerbaus. Als die beiden Brüder in den Betrieb eintraten überzeugten sie ihre Eltern und Opa Helmut davon, neue Wege zu beschreiten.
FarmFakten
Familienbetrieb in achter Generation mit fünf Angestellten.
Ort: Südergellersen, Landkreis Lüneburg, Niedersachsen
Angebaute Kulturen: Schwerpunkt liegt beim Anbau von Getreide und Kartoffeln, insgesamt werden 400 ha Land bewirtschaftet.
Besonderheiten: Seit Generationen spezialisiert ist der Betrieb auf die Aufbereitung und Vermehrung von Saatgut.
Das Gefühl, die Arbeit auf dem Hof weiterführen zu wollen, ist seit der Kindheit von Tag zu Tag gewachsen.
Nachgefragt
Arne und Henning, ist der Gedanke, den Familienbetrieb in jungen Jahren zu übernehmen selbstverständlich gereift?
Arne: Tatsächlich war das für mich am Anfang nicht so klar. Ich hatte auch überlegt, eine Ausbildung zum Landmaschinenschlosser zu absolvieren. Unser Händler des Vertrauens legte mir dann aber doch eine landwirtschaftliche Ausbildung mit den Worten ans Herz, dass ich diese im Leben noch gut gebrauchen könne. So kam eins zum anderen und dann habe ich den Hof zusammen mit meinem Bruder übernommen.
Henning: Wir haben hier als kleine Kinder jeden Tag miterlebt. Deshalb war mein Interesse am Hof von Grund auf da. Später ist das Gefühl, die Arbeit auf dem Hof weiterführen zu wollen, von Tag zu Tag gewachsen.
Ihr habt einen gut funktionierenden Betrieb übernommen. Gibt es Dinge, die ihr anders machen oder doch lieber auf ähnliche Weise fortführen möchtet?
Arne: Dadurch, dass wir schon lange Jahre in diesem Betrieb mithelfen, hatten wir schon vorher viele Möglichkeiten, den Hof zu gestalten, Arbeiten auszuprobieren und uns selbst zu verwirklichen. Deshalb müssen wir nun nichts nur aus dem Grund verändern, weil wir den Betrieb leiten. Ich denke, dass für uns das Thema Mitarbeitermotivation eine große Rolle spielt. Denn neben dem Grund und Boden sind die Mitarbeiter für einen landwirtschaftlichen Betrieb das Wichtigste. Wir als Familie können zwar viel bewerkstelligen, aber ohne unsere Mitarbeiter geht es halt nicht. Deshalb ist das Thema Motivation des Teams, meiner Meinung nach, ein wichtiger Punkt.
Henning: Genau, deshalb glaube ich, dass unsere Generation versucht, einen etwas anderen Führungsstil an den Tag zu legen. Heute muss man mit Mitarbeitern und Handelspartnern ein bisschen anders umgehen als früher. Wir sind im Umgang ein bisschen lockerer, wissen aber trotzdem, was wir wollen. Auf diese Art nehmen wir die Leute mit.
Welchen externen Herausforderungen steht ihr aktuell als Landwirte gegenüber?
Arne: Die größten Herausforderungen sind die politische Situation und die Sicht der Allgemeinheit auf die Landwirtschaft. Durch den Ukraine-Krieg hat ein Wandel in den Köpfen stattgefunden: Die Menschen merken, welchen Wert unsere Arbeit und unsere Lebensmittel haben.
Henning: Momentan passieren viele Krisen in verschiedenen Regionen der Welt. Die Landwirtschaft, auch wir mit unserem Betrieb, bietet viele Lösungen und trägt eine Menge zur Stabilität bei. Um diese Bedeutung zu unterstreichen, müssen wir die Bevölkerung noch mehr auf unsere Seite ziehen.
Noch ist es nicht soweit – wenn ihr aber mal Kinder haben solltet: Wie wichtig wäre es euch, dass euer Nachwuchs in den Betrieb einsteigt?
Arne: Das hängt ganz von den Kindern ab. Wenn sie dazu selbst Lust hätten, die abwechslungsreiche Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb schätzen und jeden Tag etwas Neues erleben möchten, dann sollen sie das gerne machen. Empfehlen würde ich es ihnen.
Henning: Ich denke, dass ich meinen Kindern empfehlen würde, den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Es ist ein Job, in dem man zwar arbeitstechnisch reichlich gebunden ist, aber er bringt auch viele Vorteile wie Flexibilität und Vielseitigkeit mit sich.
Wie sehr packen denn Vater und Großvater noch im Arbeitsalltag mit an?
Arne: Also, unser Vater hat sich noch ein klein wenig mehr zurückgezogen als unser Opa. In der Saison hilft er uns aber natürlich, wo er kann. Selbst unser Opa ist hier noch jeden Morgen um halb acht in der Mitarbeiterrunde dabei und unterstützt uns.
Henning: Opa ist jetzt 87 Jahre alt und es macht jeden Tag Spaß, ihn um sich zu haben. Er hat einerseits den Grundstein für unseren Betrieb gelegt und dafür gebührt ihm Respekt. Andererseits bereichert er unseren Arbeitsalltag mit seinem Humor. Klar, früher konnte er zwar körperlich besser mithelfen, dafür erledigt er heute mehr Transportarbeiten. Dazu gehört dann auch, dass er unsere Freunde nachts von einer Veranstaltung abholt. Wir sind froh und dankbar, dass wir von unserer Familie und auch den Mitarbeitern so unterstützt werden, dass wir auch mal unsere Freiheiten genießen können. Es passiert nicht selten, dass Papa dann beispielsweise abends für mich die Berechnung übernimmt und morgens für Arne die Schweine füttert.
Auf welche Weise wollt ihr den Hof technisch und strukturell weiterentwickeln?
Arne: Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem die alte Halle langsam zu klein und die Technik zu alt wird. Deshalb haben Henning und ich geplant, dort noch einmal in die Zukunft des Hofs zu investieren. Im Außenbereich entsteht eine neue Aufbereitungsanlage. Außerdem motiviert es auch die Mitarbeiter, wenn sie neue Technik statt der alten Geräte bedienen können.
Henning: Wir konnten Papa und Opa auch damit überzeugen, dass wir durch eine neue Aufbereitungsanlage den Betrieb vielseitiger aufstellen können.
Die Anlage bietet uns durch andere Fördermöglichkeiten die Chance, nicht nur Getreide, sondern auch Leguminosen zu bearbeiten. Das sind wichtige Themen, die wir zukünftig nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Mit dem Ausbau des Hofes leistet ihr euren Beitrag, den Betrieb noch beständiger und nachhaltiger für die Zukunft aufzustellen. Was bedeutet euch diese Aufgabe?
Henning: Ich glaube, dieser Neubau bedeutet einfach, dass wir unseren Betrieb in Zukunft noch sicherer und breiter aufstellen können. Diese Anlage bietet uns mehr Möglichkeiten, mehr Aufgaben und noch mehr Potenzial.
Arne: Es gibt Momente, da ist man schon Stolz, dass man so einen Betrieb übernommen hat und den jetzt weiterführen darf. Das berührt mich schon, wenn ich an der Baustelle stehe und Sachen mache, die hoffentlich in den nächsten 50 oder 100 Jahren noch da sind. Was ich übernommen habe, sehe ich als Staffelstab, den ich irgendwann wieder an eine andere Generation abgebe.
Nachgefragt II
... und wie sieht Vater Carsten den Generationswechsel?
Gleich zwei Kinder haben euren Betrieb übernommen – welche Vorteile siehst du, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu übertragen?
Ja, es ist nicht üblich, den Betrieb an zwei Söhne zu übergeben. Wir haben es trotzdem gemacht, weil wir darin auch eine Chance sehen: Dass beide zusammen wichtige Entscheidungen treffen, aber auch mal einer raus kann, um für die Familie da zu sein. Oder wenn mal einer krank ist, es trotzdem weitergehen kann.
Was hast Du Deinen Söhnen mit auf den Weg gegeben, als Ihr den Staffelstab übergeben habt?
Meine Frau und ich haben versucht, den Betrieb zu festigen und auszubauen. Für die kommende Generation geht es für mich vor allem darum, das Menschliche weiter zu beachten, im Sinne einer guten Mitarbeiterführung. Das heißt, die Begeisterung beizubehalten, ein Team zu formen und auch nach vorne zu bringen. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten. Werte und Normen spielen hier in unserer Familie ohnehin eine starke Rolle. Für meine Frau ist Familie, sich mehr miteinander und dem Betrieb verbunden fühlen, sehr wichtig.
Fällt – oder fiel – es schwer, sich aus dem Arbeitsalltag rauszuziehen?
Unser landwirtschaftlicher Betrieb geht über Generationen und selbst mein Vater nimmt noch teil, auch wenn ich selber mittlerweile an unsere Söhne abgegeben habe. Auch ich nehme noch teil, aber aus einer Distanz. Darauf wird auch von den Jungs wert gelegt, sie haben ihr eigenen Philosophien und möchten ihre Ideen hier einbringen. Heißt für mich, dass ich begleitend dabei bin, ich habe mein Telefon immer dabei, auch wenn ich meine Nummer gewechselt habe, um nach außen nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen.
Wie fühlt es sich an, den Betrieb in gute Familienhände übergeben zu haben?
Wenn ich in die Zukunft sehe, dann bin ich stolz und dankbar, dass jetzt die achte Generation den Betrieb so entwickelt und in ihrem Sinne ein Stück verändert, aber ihn als Ganzes weiterführt. Das ist doch für einen, für meine Frau und mich, das größte Geschenk. Ich kann mich jetzt auch anderen Sachen widmen, die mir am Herzen liegen.
Jung und alt – gemeinsam voran.
Landwirte haben uns ihre Tore geöffnet, um uns einen Einblick ihren landwirtschaftlichen Alltag zu geben. Ihre Höfe haben alle einen eigenen Charakter – der sich in der Lebensweise, der Philosophie sowie der Form des Ackerbaus und der Viehzucht widerspiegelt. Was sie gemeinsam ausmacht: Der Blick in die Zukunft und der Wunsch, ihre Felder und Höfe an die nächste Generation zu übergeben. Nachhaltig und ertragreich.