Farming Insider: Luigi und Davide Torri, Italien
Über Luigi und Davide
Schon in den 1930er Jahren bewirtschaftete Luigi Torris Großvater die Pontinische Ebene, in der sich heute die Farm befindet. Der Hof Agrisole wurde 1996 von Luigi Torri als Einzelunternehmer gegründet. Auf einer Fläche von insgesamt 36 Hektar produziert Agrisole verschiedene Tomatensorten und Agretti (dt. Mönchsbart). Von den 36 Hektar sind 12 Hektar mit technologisch modernen Gewächshäusern kultiviert. Während sich Luigi Torri um Produktion und Vermarktung kümmert, zeichnet sich seine Frau Rosa für die administrativen und logistischen Geschäftsbereiche verantwortlich. Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen einige schon auf dem Bauernhof arbeiten. Der älteste Sohn Davide ist 2020 in Vollzeit in den Familienbetrieb eingestiegen.
FarmFakten
Familienbetrieb, auf dem zwei Generationen gemeinsam arbeiten.
Ort: Agro Pontino, Latium, Italien
Angebaute Kulturen: Tafeltomaten (Sommerkultur) und Agretti (Winterkultur)
Besonderheiten: Luigi Torri hat zwischenzeitlich acht Jahre lang als Rohrschlosser gearbeitet. Der Beruf habe ihm zwar gefallen, meint er, sei allerdings nicht mit seiner Passion zur Landwirtschaft zu vergleichen. Heute würde er seinen Lieblingsberuf nicht mehr wechseln.
Luigi: Produktion, Vermarktung
Davide: Organisation, Logistik
Ich hoffe, dass meine Söhne die Liebe und den Respekt für die Erde und alle Werte, die ich ihnen beigebracht habe, weitergeben werden.
Nachgefragt
Luigi und Davide, wenn ihr an eure Jugend zurückdenkt: Was ist eure schönste Kindheitserinnerung, die ihr mit der Landwirtschaft verbindet?
Davide: Eine der wichtigsten Erinnerungen an meine Kindheit ist die, dass ich etwa 7 oder 8 Jahre alt war und meinen Vater fragte, ob er mich allein auf dem Feld arbeiten lassen könne. Ohne ein Wort zu sagen, stieg er vom Traktor ab und ging weg. Diese Sache hat mich wirklich gepackt, denn sie hat mir viel Spaß gemacht. Ich versuche, meinem jüngeren Bruder Matteo die gleichen Gefühle zu vermitteln, indem ich ihn die Dinge tun lasse, die ich in seinem Alter getan habe. Ich möchte, dass er die gleichen guten Erinnerungen hat wie ich.
Luigi: Das Schönste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich gerne mit meinem Vater auf den nächtlichen Markt gegangen bin. Ich war fasziniert von ihm, voller Geräusche, Bewegung und Farben. Dieses Erlebnis, das es früher gab mit all dem Durcheinander auf den Obst- und Gemüsemärkten. All das ist jetzt verschwunden, denn die neuen Verkaufsmethoden sind leiser geworden, die Art und Weise, wie man verkauft, hat sich wirklich verändert. Es ist schade, diese Tradition verloren zu haben, denn heutzutage hat sich die Landwirtschaft stark industrialisiert.
Davide: Meiner Meinung nach hat das aber auch zu einer positiven Veränderung in der Landwirtschaft geführt, angefangen bei den Fahrzeugen und Werkzeugen, mit denen man den Boden bearbeiten kann, die jetzt komfortabler und schneller sind. Auch die Behandlungen sind im Vergleich zu früher weniger chemisch.
Davide, du bist in den vergangenen zwei Jahren in Vollzeit ins Familien-Business mit eingestiegen. Wann hat dich die Leidenschaft für die Landwirtschaft gepackt?
Ich war schon immer ein Teil dieses Hofes. Als ich so viel Zeit mit meinem Vater verbrachte und seine Arbeit verfolgte, verliebte ich mich in den Beruf und verstand mehr und mehr, dass dies der richtige Weg für mich ist. Heute ist es nicht nur ein Job für mich, sondern Passion.
Luigi, das klingt, als eifere dein Sohn einem glühenden Vorbild nach.
Es wäre schlecht, wenn meine Kinder diese Liebe zur Landwirtschaft nicht hätten, denn das würde bedeuten, dass es nicht der richtige Beruf für sie ist. Für mich war die Liebe zur Landwirtschaft schon immer vorhanden, seit ich jung war, und ich hoffe, dass meine Kinder sie auch haben. Schließlich mache ich das, was ich tue, aus Leidenschaft.
Gibt es über die Passion zum Beruf hinaus Dinge, die ihr über zwei Generationen auf dem Hof gemeinsam teilt?
Luigi: Man kann einen Bauernhof nur als Team führen. Daher hoffe ich, dass meine Kinder gemeinschaftlich zusammenarbeiten und das weiterführen, was wir begonnen haben.
Davide: Das passt ideal zu den Werten, die meine Mutter und mein Vater uns gelehrt haben. Erstens, dass wir uns nicht mit unseren Brüdern streiten sollen, denn das bringt uns nicht weiter. Zweitens, der Respekt für unsere Mitarbeiter, denn auch dank ihnen ist der Betrieb erfolgreich. Ein weiterer wichtiger Wert ist der Respekt vor der Natur, denn unsere Arbeit ist nur dank des Bodens möglich.
Gibt es Momente, in denen eure Liebe zum Job in wirklich guter Produktqualität für euch greifbar wird?
Luigi: Ich bin mit dem ganzen Herzen dabei und dann wird die Arbeit zur puren Befriedigung. Beispielhaft ist für mich, dass ich eine Pflanze forme und ihr alle Facetten mitgebe, die ich möchte. Denn man pflanzt nicht einfach den Samen und er wächst von selbst, so ist es nicht, es hängt wirklich davon ab, was man tut.
Davide: Das ist auch eine Sache, in die wir wirklich investieren: die Lieferung eines guten Produkts. Wir verbessern uns jedes Jahr und lernen aus den Fehlern, um eine bessere Qualität zu erzielen.
Luigi: Das gehört für mich auch dazu, um den Kunden guten Service zu liefern. Natürlich geht es mir als Landwirt auch um Wirtschaftlichkeit, aber das ist bei mir immer zweitrangig. Ich möchte die Kunden zufriedenstellen – und das kann ich nur tun, wenn ich ein gutes Produkt habe.
Luigi, wie siehst du deine berufliche Zukunft auf dem Hof und wie hoffst du, wird deine Familie den Betrieb weiterführen?
In Zukunft möchte ich das tun, was mein Vater getan hat: Mich aus der aktiven Arbeit zurückziehen und den Hof von außen betrachten.
Dann hoffe ich, dass meine Söhne unsere Arbeit fortsetzen.
Außerdem ist mein großer Wunsch für die nächste Generation, dass die momentan in fast allen Bereichen vorherrschende Zeit der Ungewissheit endet. Außerdem hoffe ich, dass meine Söhne die Liebe und den Respekt für die Erde und alle Werte, die ich ihnen beigebracht habe, weitergeben werden.
Jung und alt – gemeinsam voran.
Landwirte haben uns ihre Tore geöffnet, um uns einen Einblick ihren landwirtschaftlichen Alltag zu geben. Ihre Höfe haben alle einen eigenen Charakter – der sich in der Lebensweise, der Philosophie sowie der Form des Ackerbaus und der Viehzucht widerspiegelt. Was sie gemeinsam ausmacht: Der Blick in die Zukunft und der Wunsch, ihre Felder und Höfe an die nächste Generation zu übergeben. Nachhaltig und ertragreich.