Farming Insider:
Šandor Sabo und Šandor Junior, Kroatien
Über Šandor Sabo und Šandor Junior
Familienbetrieb, auf dem zwei Generationen gemeinsam arbeiten
Die Familie Sabo bewirtschaftet ihren Hof im kroatischen Karanac seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit fünf Angestellten arbeitet der Landwirt Šandor Sabo mit seinem Sohn Šandor Junior und seinem Bruder Atila auf der Farm.
Farm Fakten
Ort: Karanac, Gespanschaft Osijek-Baranja, Kroatien
Angebaute Kulturen: Mais, Weizen, Sonnenblumen, Raps, Braugerste
Besonderheiten: Bereits drei Mal wurde die SABO Farm als bester Hersteller Kroatiens für ihre angebauten Kulturen ausgezeichnet. Der Familienbetrieb erhielt für seine gute Pflanzenproduktion den Preis “Goldene Rübe”.
Egal vor welchen Problemen wir stehen – wir lösen sie gemeinsam. Die Familie bedeutet für mich Zusammenhalt.
Nachgefragt
Šandor, zusammen mit deinem Bruder Atila bewirtschaftest du den Hof seit mehreren Jahrzehnten. Welche Bilder hast du von deinen Anfängen deiner landwirtschaftlichen Karriere im Kopf?
Vater Šandor: Mein Bruder hatte angefangen Wirtschaft zu studieren und ist trotzdem zuhause geblieben. Das war der Start unserer Zusammenarbeit. Unser Vater kaufte den ersten Traktor, das war noch einer mit Eisenrädern. Danach kaufte er einen Lanz Bulldog und einen Wilson, dann mit Gummirädern. Damit waren wir die ersten im Dorf. Man muss bedenken, dass damals nur wenige Menschen wussten, wie man solch einen Traktor fuhr.
Mit Traktoren fing auch die Leidenschaft deines Sohnes an.
Vater Šandor: Das stimmt. Unser Sohn ist noch nicht mal gelaufen, sondern wir mussten ihn auf dem Schoß tragen, als er das erste Mal im Mähdrescher war.
Sohn Šandor: Ich bin mit Traktoren aufgewachsen. Wie mein Vater bereits erwähnte, war ich 2-3 Jahre alt, als ich bei der Heuernte das erste Mal das Lenkrad eines Traktors in der Hand hatte. Ich bin schon in jungen Jahren in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Daher gab es später keine große Einführung in den Hof, weil ich bereits mein ganzes Leben lang damit zu tun gehabt hatte.
Mittlerweile geht mit der Modernisierung der Maschinen auch die Transformation der Landwirtschaft einher.
Vater Šandor: Wenn ich mich an die alten Maschinen erinnere: Traktoren ohne Klimaanlage, ohne Isolierung, in die in der Mittagshitze bei 40 Grad der Staub hineinwehte. Da sind die modernen, fast hermetisch abgeschlossenen Traktoren mit Klimaanlage schon ein Komfortgewinn. Die nächste Entwicklungsstufe wird der automatisierte Traktor sein, den wir vom Feldrand aus oder sogar aus dem Büro bedienen können.
Sohn Šandor: Wenn ich den Betrieb nach dem Generationswechsel in einer Hinsicht verändert habe, dann dahingehend, dass jetzt die gesamte Landwirtschaft auf die Modernisierung der Maschinen, die Digitalisierung, die Einführung von GPS-Geräten und die Präzisionslandwirtschaft ausgerichtet ist. Für diese Modernisierung musste ich familienintern etwas ringen. Mein Vater wollte den Wandel nicht wirklich, weil die Vorteile auf den ersten Blick nicht greifbar sind. Sie kosten eine Menge Geld, aber man sieht sie nicht. Letztendlich war es eine Überzeugungsarbeit. Ich habe es geschafft und bewiesen, dass wir mit den Maschinen viel effizienter arbeiten können.
War denn bei deiner Nachfolge auf dem Hof auch so viel Überzeugungsarbeit vonnöten?
Sohn Šandor: Nein, als ich die Nachfolge meines Vaters antrat, gab es keine Meinungsverschiedenheiten. Wir kamen immer gut miteinander aus und haben uns gegenseitig unterstützt. Ich kann nicht einmal sagen, dass es nun so ist, als hätte ich den Job übernommen. Eher ist es jetzt ein Rollentausch, bei dem ich derjenige bin, der mehr die Führung übernimmt. Aber mein Vater ist immer noch da und stärkt mir den Rücken. Das war auch in Kindheitstagen schon so. Mein Vater hatte mich immer wieder mit aufs Feld genommen, wenn ich mit ihm aufs Feld wollte.
Vater Šandor: Es macht mich stolz, dass mein Sohn das so sieht. Ich freue mich, dass Šandor die Tradition auf unserem Hof weiterführt. Das Wichtigste in einem Familienbetrieb ist, dass es Harmonie gibt. Wenn es keine Harmonie gibt, zieht jeder auf seiner Seite, dann gibt es keinen Fortschritt. Wir bewirtschaften den Hof gemeinsam und sind uns meistens einig. Klar, manchmal gibt es ein paar Meinungsverschiedenheiten, aber das liegt daran, dass jeder seine eigene Meinung einbringen darf. Wenn es da keinen Streit gibt, läuft irgendwas nicht normal.
Sohn Šandor: Ich bin auch sehr stolz darauf, dass wir in diesem Geschäft als Familie funktionieren. Wir treffen alle Abmachungen gemeinsam. Ich bin stolz auf diese Stärke von uns: Egal vor welchen Problemen wir stehen - wir lösen sie gemeinsam. Die Familie bedeutet für mich Zusammenhalt.
Kannst du dir vorstellen, den Hof eines Tages auch an einen deiner Nachkommen weiterzugeben?
Sohn Šandor: Sollte ich in der Zukunft selbst Kinder haben, hoffe ich, dass sie auch den Beruf des Landwirts ergreifen. Wenn sie es wollen, wäre ich wie jeder Vater stolz darauf. Wenn sie einen anderen Weg einschlagen, unterstütze ich sie dabei natürlich auch sehr gern. Aber es würde mir sehr gefallen, dass ich ihnen alles beibringen könnte, so wie mein Vater es bei mir getan hat.
Welche Werte vermittelt ihr auf dem Hof, die auch für zukünftige Generationen von Bedeutung sein werden?
Vater Šandor: Als ich ein Kind war, haben mir meine Eltern und Großeltern beigebracht, ehrlich zu sein, niemanden zu betrügen und gute Arbeit zu leisten. Dann wertschätzen dich auch deine Mitmenschen. Ich hoffe, dass ich die Werte gut an meinen Sohn weitergeben konnte und er so in meine Fußstapfen treten wird.
Sohn Šandor: Immer fair zu sein, ist einer der größten Werte, die mir meine Eltern und Großeltern weitergegeben haben. Mit unserer Landwirtschaft und den produzierten Lebensmitteln leisten wir solch einen wichtigen Beitrag für das Leben der Menschen, da ist Fairness ein wichtiges Gut. Wenn ich Kinder habe, dann werde ich das auch vermitteln.
Ein Blick in die Zukunft zeigt neben großer Verantwortung auch viele Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht. Welche Hürden für die Agrarwirtschaft habt ihr dabei im Blick?
Vater Šandor: Die härteste Zeit haben wir gerade erst durchlitten, das war die Covid-Pandemie. Wir hatten Glück, rechtzeitig Rohstoffe zur Verfügung gehabt und so Kontakte vermieden zu haben.
Sohn Šandor: Die größten Herausforderungen in der Landwirtschaft werden zukünftig die Dürreperioden sein, mit denen wir immer häufiger konfrontiert werden. Bei uns hier in Karanac haben wir ein Wasserproblem. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich hoffe, dass sich eines dieser extremen Jahre nicht so bald wiederholen wird.
Hast du angesichts dieser Probleme auch mal daran gedacht, den Beruf des Landwirts an den Nagel zu hängen?
Sohn Šandor: Ans Aufgeben habe ich nie einen Gedanken verschwendet. Es mag Leute geben, die mit einer einfacheren Arbeit viel mehr Geld verdienen können. Die landwirtschaftliche Arbeit verlangt viel von einem, denn wir sind 24 Stunden im Einsatz. Weshalb ich mich am Ende des Tages aber immer wieder für die Landwirtschaft entscheiden würde? Einer Pflanze bei ihrer Entstehung zuzusehen, nachdem man den Samen selbst in die Erde gelegt hat, sie zu hegen und zu pflegen und dann am Ende eine gute Ernte einzufahren, ist in unserem Geschäft eine reine Freude.
Jung und alt – gemeinsam voran.
Landwirte haben uns ihre Tore geöffnet, um uns einen Einblick in ihren landwirtschaftlichen Alltag zu geben. Ihre Höfe haben alle einen eigenen Charakter – der sich in der Lebensweise, der Philosophie sowie der Form des Ackerbaus und der Viehzucht widerspiegelt. Was sie gemeinsam ausmacht: Der Blick in die Zukunft und der Wunsch, ihre Felder und Höfe an die nächste Generation zu übergeben. Nachhaltig und ertragreich.