Farming Insider: Riccardo Casarotto, Italien
Über Riccardo
Seine Großeltern haben den Betrieb gegründet, sein Vater hat den Hof weitergeführt und Riccardo Casarotto setzt diesen Weg der „Società Agricola Le Pitture“ in dritter Generation fort. Der Betrieb in der Region Venetien hat zwei Standorte – einer in Villafranca Padovana und der andere in Camisano Vicentino. Seine Familie bei seiner Arbeit dabei zu haben, ist dem Vater von zwei Mädchen sehr wichtig, denn sie ist für ihn eine feste Säule in schwierigen Zeiten.
FarmFakten
Im Familienbesitz seit drei Generationen
Betriebsgröße: 50 Hektar eigene und 40 Hektar gepachtete Fläche, 400 Milchkühe
Angebaute Kulturen: Mais für den Eigenverbrauch, Luzerne und Herbst-Winter-Kulturen für Silage
Unabhängigkeit ist ein Traum, den wir alle kultivieren und weiterführen sollten. Und Träume sind dafür da, um sie wahr zu machen und voranzukommen
Nachgefragt
Warum hast du dich dafür entschieden, Landwirt zu werden?
Mein Vater hat mich davon überzeugen wollen, nicht den Weg als Landwirt zu gehen. Er hat viele Opfer gebracht, und er wollte nicht, dass auch ich sie bringe. Studiert habe ich dann auch Maschinenbau und Werkstofftechnik. Aber meine Leidenschaft für die Landwirtschaft war letztendlich stärker. Nach Abschluss meines ersten Studiums, habe ich noch ein weiteres Studium in Tierwissenschaften und Produktion absolviert, um meiner wahren Leidenschaft zu folgen. Das ist etwas, was unseren Betrieb heute noch charakterisiert: die Hingabe zu unserer Arbeit und die Leidenschaft für unsere Tiere.
Wie sehr genießt Du Deine Unabhängigkeit?
Ich habe mich für meinen Beruf entschieden, weil er mir eine Möglichkeit bietet, mich frei zu fühlen, frei von vielen Dingen – auch wenn der Markt einiges vorgibt – aber es ist eine kleine Freiheit, die man hat. In der Lage zu sein, sich einzubringen und jeden Tag neue Abenteuer und Emotionen zu erleben. Die Unabhängigkeit ist ein Traum, den wir im Betrieb alle kultivieren und weiterführen wollen. Sie ist sehr schwer zu erreichen, aber ich habe nie aufgehört davon zu träumen, vorwärts zu kommen, um echte Unabhängigkeit zu erreichen.
Wie wichtig ist Dir dabei Teamarbeit?
Teamarbeit ist in diesem Betrieb unerlässlich. Wenn alle in die gleiche Richtung rudern, kann man Großes leisten. Ansonsten bleibt man stehen, wo man ist. Jeder muss alles dafür tun, um sich weiter zu entwickeln und natürlich erwarte ich von jedem, dass er kontinuierlich Einsatz zeigt.
Wie würdest Du Dein Verhältnis zu Deinen Tieren beschreiben?
Die Beziehung, die ich zu meinen Tieren habe, ist von einer sehr tiefen Verbundenheit geprägt. Wir bringen sie zur Welt, wir lassen sie wachsen und wir sehen zu, dass es ihnen gut geht. Es liegt auch in unserem eigenen Interesse, die Tiere gut zu behandeln, um sie zufrieden zu stellen. Letztendlich erwarten wir auch Ergebnisse von ihnen – der Moment des Melkens ist der beste Zeitpunkt, um die Früchte unserer Arbeit zu ernten.
Wie gehst Du mit Innovationen und neuen Technologien um?
Als Landwirt und Züchter ist es wichtig, sich jeden Tag weiter zu entwickeln. 2014 haben wir die größte Veränderung vorgenommen. In dem Jahr haben wir unseren neuen Stall gebaut und damit auch das Arbeitssystem geändert. Wir wechselten zum Herdenmanagement in Gruppen, wir haben dabei verstärkt auf Technik gesetzt, um die Herde mit Unterstützung der Technik zu managen und die Tiere besser zu kontrollieren. Heute wissen wir, wie sich jede einzelne Milchkuh verhält. Wir verwalten viele Zahlen und Datensätze, da ist der Einsatz von Technologie von grundlegender Bedeutung. Technologischer Fortschritt ist wichtig, weil er uns eine Reihe von Zahlen liefert, die wir miteinander vergleichen können, um zu verstehen, in welchen Bereichen wir uns noch verbessern und wie wir letztendlich auch eine größere Gewinnspanne erzielen können. Zudem planen wir den Bau eines Biomassekraftwerks, um zootechnische Abfälle verwerten zu können und den Kreislauf des Betriebs zu vervollständigen.
Wie blickst Du den Herausforderungen der Zukunft entgegen?
Es ist sehr wichtig, jeden Tag darüber nachzudenken, was man tut, ob man die richtigen Dinge umsetzt und auf dem richtigen Weg ist. Weniger für sich selbst, sondern mehr für die Menschen um einen herum. Und es ist sehr wichtig, Selbstkritik zu üben und darüber nachzudenken, zu reflektieren, ob ich wirklich das Beste für meine Familie, für meine Eltern oder Mitarbeiter tue und entscheide. Meine Familie gibt mir aber die Möglichkeit, mit viel mehr Gelassenheit in die Zukunft zu blicken, sie unterstützt mich bei dem was ich tue - moralisch und auch physisch.
Weltweit unterwegs. Immer nah dran.
Alle Landwirte haben einen eigenen Charakter – der sich in der Lebensweise, der Philosophie sowie der Form des Ackerbaus und der Viehzucht widerspiegelt. Wir haben unsere Farmer auf der ganzen Welt besucht und wollten wissen, was ihren Erfolg ausmacht, für was sie einstehen und welche Herausforderungen sie meistern müssen. Eine Reise über fünf Kontinente.