Farming Insider: Ievhenii Bondarchuk, Ukraine
FarmFakten
Familienbetrieb, auf dem zwei Generationen gemeinsam arbeiten.
Ort: Bershad, Oblast Winnyzja, Ukraine
Angebaute Kulturen: Zuckerrüben
Besonderheiten: Neben der Landwirtschaft liegen Ievhenii Bondarchuk die Landschaftsgestaltung sowie die Schafzucht am Herzen. Eine nachbarschaftliche Brachfläche verwandelte er innerhalb von zwölf Jahren in eine botanische Gartenanlage. Außerdem züchtet der Landwirt Dorperschafe, eine schnell wachsende, Fleisch produzierende Rasse. Bondarchuk kreuzt die Dorperschafe mit seinen einheimischen Schafen, um die Fleischqualität zu verbessern.
Mykhailo, Ievhenii und Vitalii Bondarchuk
Bereits in den 1960er-Jahren legte Mykhailo Bondarchuk die Saat für das Familienbusiness in der Landwirtschaft. Sein Sohn Ievhenii baute das Unternehmen Yavir Agroservice im zentralukrainischen Bershad zu einem prosperierenden Agrarbetrieb aus, das sich heute auf die Produktion von Zuckerrüben konzentriert. Ievheniis Sohn Vitalii stieg nach seinem Studium ins Unternehmen ein und unterstützt seinen Vater mittlerweile bei juristischen Verwaltungsfragen*/
Die wichtigsten Eigenschaften, die Eltern an ihre Kinder weitergeben können, sind Liebe zu den Menschen, Respekt und das zu tun, was man liebt.
Nachgefragt
Ievhenii, bevor wir über deine Arbeit sprechen, lass uns auf das schöne Fleckchen Erde schauen, das neben deinem Haus entstanden ist. Da hast du deinem Städtchen Bershad ein schönes Idyll geschenkt.
Ievhenii: Neben der Landwirtschaft ist Landschafts- und Gartengestaltung eine Sache, die mir große Freude bereitet. Und neben dem Haus, in dem ich wohne, gab es früher eine Brachfläche. Also beschloss ich, das Land zu kaufen, dort einige Linden und Birken anzupflanzen, um den Platz zu einem schöneren Ort zu machen. Im Laufe von zwölf Jahren hat sich die Fläche in ein schönes Arboretum verwandelt, denke ich. Bershad ist eine kleine Stadt, und die Leute lieben es, mit dem Rad hierherzufahren oder hier spazieren zu gehen, um die Schönheit zu genießen.
Das klingt nach großer Liebe zu den Dingen, die du anpackst. Wo hast du das gelernt?
Ievhenii: Das ist etwas, womit man geboren werden muss. Ich glaube, wenn man Landwirt werden will, kann man das wahrscheinlich nicht an einem Institut lernen.
Das Besondere an eurem Familienbetrieb ist, dass dort über drei Generationen hinweg gearbeitet wird. Eine neue Generation bedeutet stets auch eine andere Perspektive auf den Beruf. Wie blickt ihr auf eure Anfänge in der Landwirtschaft und auf eure Leidenschaft zu eurem Job?
Mykhailo: Ich habe 1969 angefangen zu arbeiten. In den ersten 16 Jahren habe ich mir alles selbst beigebracht. Nach und nach kamen neue Technologien auf, die für den Anbau unserer Art von Zuckerrüben hilfreich sind. Wenn ich heute auf den Hof und auf die Arbeit meines Sohnes blicke, bin ich sehr froh, dass es so gut für ihn läuft.
Ievhenii: Meine ersten Erinnerungen gehen an Sommerferien auf dem Bauernhof zurück. Als leitender Agronom nahm mich mein Vater immer auf einem T-72-Traktor mit zur Arbeit. Ich bin also damit aufgewachsen, dass ich ständig in der Nähe des Felds war. Ich sah, wie Zuckerrüben angebaut wurden; ich sah, wie der Weizen gesät wurde. So begann meine Liebe zu Maschinen, zur Natur und zur Landwirtschaft.
Vitalii, kannst du diese frühen Erfahrungen in der Landwirtschaft als jüngstes Mitglied im Bondarchuk-Familienbetrieb teilen?
Vitalii: Ja, tatsächlich. Seit der frühen Kindheit erinnere ich mich an einige Momente. Beispielsweise haben wir Kinder meine Eltern bei der Aussaat um zwei Quadratmeter Fläche gebeten, um die wir uns selbständig kümmern, etwas Eigenes anbauen …
… und ernten können?
Vitalii: Naja, typisch Kinder, als der Sommer kam, haben wir unsere zwei Quadratmeter Fläche natürlich vergessen. Trotzdem prägten uns jedes Jahr diese Momente der Aussaat und Ernte. Uns Kinder brachte das auf den Gedanken, dass wir uns auch in Zukunft mit der Landwirtschaft beschäftigen könnten.
Ievhenii, viele Jahre nach der verpassten Sommerernte sieht es so aus, als hättest du bei deinem Sohn den Funken für die Landwirtschaft entzündet.
Ievhenii: Man sagt immer, man muss den Betrieb an seine Kinder weitergeben. Aber wenn meine Kinder mein Geschäft nicht mögen, dann müssen sie mir natürlich nicht nacheifern. Wenn es ihnen allerdings Freude bereitet, dann können sie es später gern übernehmen. Bei Vitalii bin ich sehr froh, dass er mich in meinem Leben unterstützt.
Vitalii: Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, kam ich zu meinem Vater, um ihm bei der Verwaltung des juristischen Teils seiner Arbeit zu helfen. Er betraute mich mit einem großen Arbeitsbereich. Als angehende Führungskraft ist das für mich eine gute Übung für meine künftige Ausbildung.
Welche Werte vermittelst du deinem Sohn, Ievhenii? Welche Eigenschaften benötigt Vitalii, um das Vermächtnis eures Hofs zukunftstauglich zu gestalten?
Ievhenii: Insgesamt glaube ich, dass jeder seinen eigenen Weg im Leben finden muss. Wir werden mit unserem eigenen Charakter geboren und jeder hat seine eigenen Vorlieben. Es gibt ein Sprichwort: „Du erntest, was du säst.“ Die wichtigsten Eigenschaften, die Eltern an ihre Kinder weitergeben können, sind - meiner Meinung nach - Liebe zu den Menschen, Respekt, Liebe zu deiner Arbeit, nicht nachzulassen, zu arbeiten, das zu tun, was man liebt, und sein Leben so zu leben, dass die Leute gut über einen reden.
Jung und alt – gemeinsam voran.
Landwirte haben uns ihre Tore geöffnet, um uns einen Einblick ihren landwirtschaftlichen Alltag zu geben. Ihre Höfe haben alle einen eigenen Charakter – der sich in der Lebensweise, der Philosophie sowie der Form des Ackerbaus und der Viehzucht widerspiegelt. Was sie gemeinsam ausmacht: Der Blick in die Zukunft und der Wunsch, ihre Felder und Höfe an die nächste Generation zu übergeben. Nachhaltig und ertragreich.