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    Fruchtfolgen

Erweiterte Fruchtfolgen – wie gestalten?

Chancen und Stolpersteine

Autorin: Prof. Tanja Schäfer, Fachhochschule Südwestfalen, Spezieller Pflanzenbau

April 2023

In letzter Zeit wird sehr häufig über die Erweiterung der Fruchtfolgen als Problemlöser für mehr Biodiversität, zur Vermeidung von Nitratauswaschung, zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, zur Verbesserung der Bodenstruktur oder als Beitrag für den Klimaschutz bzw. die Klimaresilienz in der Landwirtschaft gesprochen. Man kann aber nicht mit einer Fruchtfolge alle angesprochenen Punkte gleichzeitig bedienen, sondern muss den Fokus auf ein oder zwei Punkte legen. Zusätzlich muss die Gestaltung der Fruchtfolge an den Standort, die Bodenart, die Witterungsverhältnisse und nicht zuletzt an die Belange der Landwirte angepasst sein. Es gibt also nicht „die eine Fruchtfolge“, die alle Probleme löst. Sinnvolle Erweiterungen der Fruchtfolge, aber auch kritische Faktoren werden im Folgenden dargestellt.

Eigenschaft Ackerbohne Futtererbse Sojabohne Lupine, weiß Lupine, blau
Boden Schwer bis mittelschwer, gut gelockert Leicht bis mittelschwer, leicht erwärmbar Locker, leicht erwärmbar Humose Böden (sL – uL) Leichte Böden (lS – sL)
Wasserversorgung Ausreichend während ges. Vegetation Ausreichend, keine Staunässe Hoch in Blüte und Kornfüllung Geringe Trockentoleranz Mittlere Trockentoleranz
pH-Wert > 6 6,5 – 7,0 6,5 – 7,0 5,5 – 7,0 5,0 – 6,8
Anbaupause 4-6 Jahre 5-7 Jahre 4 Jahre > 4 Jahre > 4 Jahre
Gute Vorfrucht Wintergetreide
Gute Nachfrucht (sollte noch Stickstoff im Herbst aufnehmen) Wintergerste, Zwischenfrüchte, Kartoffeln Winterraps, Wintergetreide Wintergetreide, späte Zwischen-früchte Wintergetreide, Winterraps, schnell wachsende Zwischenfrucht Wintergetreide, Winterraps, schnell wachsende Zwischenfrucht
Bemerkungen Längere Vegetationszeit Kürzere Vegetationszeit Anbau nur in Körnermaislagen; späte Ernte Bei zu früher Aussaat zögerliche Jugendentwicklung; blaue (schmalblättrige) Lupine (130 d) hat kürzere Vegetationszeit als weiße Lupine (160 d)

Tabelle 1: Standorteigenschaften ausgewählter Körnerleguminosen

Körnerleguminosen

Nach Raps wird oftmals Winterweizen gesät, der aktuell deutlich bessere Erlöse erzielt als andere Kulturen. Die Stickstoffaufnahme im Herbst ist jedoch unbedeutend, sodass hier die Wintergerste oder eine Zwischenfrucht mit anschließender Einsaat einer Sommerung zur Vermeidung von Stickstoffverlusten besser geeignet sind. Um den Krankheitsdruck im Rapsanbau zu reduzieren, hat sich eine Anbaupause von vier Jahren sowieso schon etabliert. Winterraps – Winterweizen – Winterweizen – Wintergerste war eine verbreitete Fruchtfolge in Ackerbauregionen, die aktuell aufgrund entsprechender Gesetzgebung mit der Herbstsaat 2024 nur noch eingeschränkt möglich ist (GAP 2023, GLÖZ 7 „Fruchtwechsel auf Ackerland“). Außerdem ist in solchen Fruchtfolgen die Gefahr von erhöhtem Ackerfuchsschwanzaufkommen und damit die Gefahr der Resistenzbildung besonders hoch.
Die Erweiterung der Fruchtfolge um Sommerungen bietet in diesen Regionen die Möglichkeit, den Entwicklungszyklus des Ackerfuchsschwanzes (überwiegend Herbstkeimung) zu unterbrechen.

Hier bieten sich je nach Standort zwischen dem Wintergetreide verschiedene Leguminosen an, die zusätzlich noch Stickstoff aus der Luft fixieren, durch ihre Blüte Insekten anlocken und einen Boden mit guter Struktur hinterlassen, sodass anschließend eine Mulchsaat ohne Probleme erfolgen kann.

In Tabelle 1 sind die Standort- und Fruchtfolgeanforderungen unterschiedlicher Leguminosen exemplarisch aufgeführt. Steht die Reduzierung des Ackerfuchsschwanzes nicht im Fokus, so kann in Regionen mit milden Wintern die Aussaat einer Wintererbse oder Winterackerbohne die Alternative zur jeweiligen Sommerform darstellen. Die Winterfeuchtigkeit wird besser genutzt, was in Jahren mit Frühsommertrockenheit Mehrerträge generieren kann. Außerdem kann die Ernte meist früher erfolgen als bei der entsprechenden Sommerform (vgl. Abbildung 1). Zu beachten ist allerdings eine mögliche Spätverunkrautung in den Leguminosen.

Sommerackerbohne und Winterackerbohne im Vergleich

Abbildung 1: Sommerackerbohne (rechts) und Winterackerbohne (links) im Vergleich - Aufnahme vom 06.05.2022 (Quelle Köpp)

Hafer und Sommergerste

In getreidebetonten Fruchtfolgen sollte dem Hafer wieder mehr Beachtung geschenkt werden. Durch seine Wurzelexsudate kann er die Erreger von Halmbruch und Schwarzbeinigkeit dezimieren. Außerdem deckt er bei ausreichender Wasserversorgung den Boden schnell ab und unterdrückt damit das Unkraut. Auf leichteren Standorten und nach Kulturen, die wenig Stickstoff hinterlassen, kann mit der Sommergerste (Braugerste) gearbeitet werden. Sowohl Schälhafer als auch Braugerste waren in den letzten Jahren in Deutschland gesucht. Für Braugerste liegen keine aktuellen Zahlen zum Selbstversorgungsgrad vor, der Selbstversorgungsgrad bei Hafer beträgt knapp 70 %. Im Jahr 2021/2022 wurden in Deutschland 416.500 t Hafernährmittel hergestellt. Um die Nährmittelindustrie mit ausreichend Qualitätshafer zu versorgen, musste im Jahr 2021/2022 noch einmal die gleiche Menge an Hafer importiert werden wie in Deutschland geerntet wurde (AMI Marktbilanz Getreide 2022).

Hackfrüchte

Wo sich die Möglichkeit einer Vermarktung ergibt, sollten auch Kartoffeln, Zuckerrüben oder Gemüse in die Fruchtfolge integriert werden. Als Sommerungen unterbrechen sie die Entwicklungszyklen winterannueller Unkräuter. Auch während der Vegetation bieten sich aufgrund des weiten Reihenabstandes Hackdurchgänge an, die Unkraut entfernen, den Boden lockern und durchlüften und damit das Wurzelwachstum und die Mineralisierung von Nährstoffen anregen. Verschlämmungen können so aufgebrochen werden und die Infiltrationsleistung des Bodens bei Niederschlägen steigt. Dies ist bei entsprechend variablen Hackgeräten auch im Mais möglich. Nicht zu vernachlässigen ist hier allerdings die hohe Erosionsgefahr bis zum Reihenschluss, der evtl. durch Begrünungen zwischen den Reihen begegnet werden kann. Hackdurchgänge sind dann aber nicht mehr möglich.

Die späte Ernte von Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln führt häufig dazu, dass Winterweizen nach den genannten Kulturen eingesät wird, der sich kaum etabliert. Da durch das Roden der Kartoffeln oder Zuckerrüben der Boden bei der Ernte intensiv bewegt wird, verbleibt der Acker über Winter häufig unbegrünt. Dies stellt ein Problem im Ackerbau dar, dem man nur ungenügend begegnen kann. Ein früher Rodetermin bei den Zuckerrüben oder der Anbau von Frühkartoffeln oder früh reifenden Lagerkartoffeln vermindern die genannten Probleme. Dann bleibt noch Zeit für die Aussaat einer Zwischenfrucht oder des Wintergetreides, die sich noch entsprechend etablieren können.

Winterkulturen

Geht man davon aus, dass die Kartoffeln eher auf einem leichten Standort angebaut werden, so bietet sich zur Erweiterung der Fruchtfolge auch Winterroggen an. Durch sein schnelles Wachstum und seine intensive Durchwurzelung benötigt er weniger Wasser zur Ertragsbildung als Winterweizen. Gute Erträge sind beim Winterroggen auch mit mäßiger Stickstoffdüngung zu erzielen, sodass sich der Anbau auch in „roten Gebieten“ anbietet. Die neuen Sorten zeichnen sich durch gute Futterqualitäten im Mastschweinebereich sowie durch geringe Mutterkornanfälligkeit durch hohes Pollenausschüttungsvermögen aus. Außerdem bietet sich Roggen in der Fruchtfolgeplanung auch aufgrund seiner geringen Krankheitsanfälligkeit als abtragende Frucht nach Winterweizen oder -gerste an. Seine Bedeutung als Brotgetreide hat in den letzten Jahren auch wieder zugenommen. Der Vorteil der Fruchtfolgeerweiterung durch Winterungen ist die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, die in Regionen mit Frühsommertrockenheit zu höheren Erträgen im Vergleich zu den Sommerformen führen kann. Dies gilt auch für Wintererbse und Winterackerbohne. Hier ist jedoch die Kälteverträglichkeit deutlich geringer als bei Winterroggen (bis -25°C).

Futterkulturen

Silo- oder Körnermais ist in viehhaltenden Betrieben eine wichtige Futtergrundlage. Auch als Substrat für die Biogasanlage wird er häufig eingesetzt. Der mehrmalige Anbau hintereinander sollte vermieden werden. Mehrjähriges Kleegras, Futtergetreide wie Wintergerste, Triticale oder Winterroggen sowie als Proteinquelle Leguminosen sollten je nach Standort und Art der Tierhaltung eine maisbetonte Fruchtfolge erweitern und gleichzeitig die Futtergrundlage sichern. Auf trockeneren Standorten sollten hier eher Erbsen, Weißklee, Luzerne, Rotschwingel und Winterroggen in der Fruchtfolge enthalten sein. Die Sojabohne hat sich in den warmen und trockenen Regionen Süddeutschlands schon sehr gut etabliert. Auf Böden mit eher niedrigem pH-Wert kann über den Anbau von Lupine (weiß oder blau) nachgedacht werden. Die späte Ernte der Sojabohne, aber auch der Lupine, führt häufig dazu, dass nur Winterweizen (evtl. Winterroggen) nachfolgend ausgesät werden kann, um den Stickstoff im System zu halten. Eine Minimalbodenbearbeitung reicht dann aber vollkommen aus.

Wenn die Wasserversorgung ausreicht, kann auch über die Untersaat verschiedener Grasarten in der Leguminose nachgedacht werden. Die Gräser können sich schon etablieren und nach der Leguminosenernte den Stickstoff im System halten. Eine zeitnahe Futterernte im folgenden Frühjahr ist so auch gesichert. Grundvoraussetzung für dieses System ist ein unkrautarmer Acker. Eine gute Übersicht über günstige und ungünstige Kombinationen von Vor- und Folgekultur haben Agrosocope und Agridea zusammengestellt (s. Abbildung 2). Für die Gesamtplanung der Fruchtfolge müssen jedoch noch die Anbaupausen der einzelnen Kulturarten berücksichtigt werden, die in der Abbildung nicht enthalten sind.

Abbildung 2: Günstige und ungünstige Kombinationen von Vor- und Folgefrucht

Abbildung 2: Günstige und ungünstige Kombinationen von Vor- und Folgefrucht

Nischenkulturen

Die Integration von „neuen“ Kulturen in die Fruchtfolge muss wohl überlegt sein. Meistens sind es Nischenkulturen, bei denen vor dem Anbau Abnahmeverträge geschlossen werden sollten, um nach der Ernte nicht auf der Ware sitzen zu bleiben. Dies gilt sowohl für den großen Bereich des Gemüsebaus also auch für Pseudocerealien, Gewürzpflanzen oder Samenhanf. Vorteilhaft im Sinne der Biodiversität ist die Tatsache, dass die genannten Kulturen meistens zu anderen Pflanzenfamilien als die „gängigen“ Ackerkulturen zählen und damit der Krankheits- oder Schädlingsdruck in der Fruchtfolge verringert werden kann.

Beachten muss man bei der Fruchtfolgeplanung mit diesen Kulturen, dass sie häufig Feinsämereien sind (Gemüsearten), die ein feines Saatbett benötigen bzw. der Saatzeitpunkt erst bei höheren Temperaturen im Frühjahr stattfinden kann und sich die Ernte in den Spätherbst verschieben kann (Pseudocerealien). Die Folgekultur sollte also spätsaatverträglich sein (Winterroggen, Winterweizen, evtl. Triticale) bzw. es müsste eine weitere Sommerung folgen.

Wirtschaftlichkeit

Friedrichsen und Müller (2019) haben in einem Übersichtsartikel die Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Fruchtfolgen berechnet. Auch sie stellen schon dar, dass die Planung der Fruchtfolge nach einem Hauptaugenmerk ausgerichtet sein muss (N-Effizienz, Ackerfuchsschwanzreduktion oder anderes). In ihren Berechnungen wird deutlich, dass die erweiterten Fruchtfolgen langfristig kaum wirtschaftliche Verluste darstellen. Aspekte wie Entzerrung von Arbeitsspitzen, Humusaufbau oder Reduktion von Arbeitszeiten durch häufigere Mulchsaat lassen sich nur schwer monetär erfassen.

Fazit

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Fruchtfolge zu erweitern. Das Hauptziel darf dabei nicht aus den Augen gelassen werden. So wird ein viehhaltender Betrieb bei der Auswahl der Kulturen andere Prioritäten setzen als ein reiner Ackerbaubetrieb (Futterproduktion vs. gute Marktleistung). Ebenso spielen die Bodenart und die Niederschlagsmenge eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der „passenden“ Kulturen für die Fruchtfolge. Bei guter Planung können Arbeitsgänge und Kosten durch Mulchsaat oder geringeren Krankheitsdruck bzw. geringere Verunkrautung eingespart werden. Die Etablierung neuer Kulturen in der Fruchtfolge sollte nach und nach erfolgen, um entsprechende Erfahrungen im Anbau und der Bestandesführung sammeln zu können.

Autorin:

Prof. Tanja Schäfer

Fachhochschule Südwestfalen
Spezieller Pflanzenbau

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