Ausstellung
bara gaman - Philipp Valenta
Seit der Konzeptkünstler Philipp Valenta 2018 ein Residenzstipendium des Goethe-Instituts für Island erhielt, untersucht er das Verhältnis von Ökonomie und Ökologie des Landes, analysiert und hinterfragt kritische Phänomene und Prozesse, die teils weit über die Grenzen des Staates hinausweisen.
Verhältnis von Ökonomie und Ökologie des Landes Island
Die Installation Electric Landscape bildet eine abstrakte, isländische Landschaft aus den Komponenten Lava und Wind ab, die tech-noid erscheint. Die Lavasteine sind durch die galvanische Verkupferung Teil eines Stromkreises, der die PC-Lüfter antreibt.
Seit Herbst 2019 übersteigt der Stromverbrauch der Serverfarmen für das Bitcoin-Mining den aller privaten Haus-halte in Island.
Herbarium
Auf vielen Geldscheinen weltweit werden sehr detailliert unter anderem Teile der jeweils heimischen Flora abgebildet – nicht zuletzt einige Blüten, die stellvertretend für das Land oder die Region stehen.
Als globale Pflanzensammlung der anderen Art werden sowohl alte wie auch im Umlauf befindliche Scheine ge-sammelt und die Blüten in Rahmen „präpariert“. Insbesondere im Deutschen findet sich zusätzlich die Verbindung der „Blüte“ als einer Form von Falschgeld, die die Frage nach der Künstlichkeit des Herbariums aufgreift.
Síldarævintýri
In Anlehnung an das Síldarævintýri, das „Hering-Abenteuer“ oder den Hering-Boom zwischen 1867 und 1968 in Nord- und Ostisland werden hier Heringe aus Aluminium als Schwarm präsentiert – dem Material der neuen Indust-rie Islands, vielleicht des „Aluminium-Abenteuers“.
Pústkerfi
Das Video (in der Ausstellung zu betrachten) zeigt eine Schwefelfumarole im Hochtemperaturgebiet Hverir in Island. Gezeigt wurde das Video unter anderem auf der Videoleinwand der Autostadt Wolfsburg, VWs großem, als Marketinginstrument gedachten The-men-, Event- und Vergnügungspark.
Pústkerfi bedeutet ins Deutsche übersetzt Auspuff.
Blue Lagoon
Die auf dem Werk befindlichen Mineralsalze stammen aus der Blauen Lagune, dem größten Spa und Sauna-Park in Island und einer bedeutenden Touristenattraktion.
Die für den Hausgebrauch erhältlichen, sehr teuren Badesalze wurden über Wochen auf der Pappe auskristallisiert.
Potline
Die als grafische Notenblätter zu verstehenden Zeichnungen zeigen die abstrahierten Grundrisse der vier isländi-schen Aluminiumschmelzen in zeitlicher Reihenfolge.
Mit der letzten, durch Bevökerungswiderstand verhinderten und somit unvollendeten Schmelze findet sich sowohl grafisch als auch wirtschaftlich eine Art Abschluss dieser Episode, das zu spielende Stück wird somit auch zu einer Art Schwanengesang.
Der rote Punkt das maßgebliche Symbol
Eine Arbeit, die den „Verkauf” als gebräuchlichen Faktor zur Einschätzung des Wertes und Erfolgs eines Künstlers thematisiert. In Hinblick auf den Verkauf ist der rote Punkt das maßgebliche Symbol. Die Arbeit behandelt die Platzierung von Werken in Sammlungen, um ihren Wert und gleichermaßen auch den Wert des Künstlers mit diesem Prozess zu steigern. Jede Arbeit wird spezifisch auf die Wünsche, Bedürfnisse und Gegebenheitendes Kunden oder/und der Ausstellung zurechtgeschnitten. Werke, die an Sammlungen „verkauft“ werden, werden oft in Verbindung mit einer Ausstellung geschenkt, doch ist die Ausstellung des Werkes nicht verpflichtend. Jede neue Sammlung und jeder Verkauf werden mittels Text oder/und Bild dokumentiert. Es ist in einiger Zeit geplant, alle bis dahin existierenden Werke der Serie in einer Ausstellung wieder zu vereinen, die dann auch als konzeptuelles Projekt innerhalb der Werkreihe zu werten wäre. Grafiken der Serie befinden sich mittlerweile im Bestand von über 30 Museen, Stiftungen und Unternehmenssammlungen in Deutschland und Europa.
Zum Künstler - Philipp Valenta
Geboren 1987 in Hattingen - Von 2011 bis heute hatte er zahlreiche Einzel und Gemeinschaftsausstellungen sowie Residenzstipendien, die für ein stetiges Weiterentwickeln seines künstlerischen Schaffens sorgen.
- 2018 – 2019 Meisterschüler bei Prof. Thomas Rentmeister, HBK Braunschweig
- 2014 – 2017 Master Metallgestaltung, HAWK Hildesheim bei Prof. Georg Dobler
- 2014 Gastsemester Kunstakademie Münster, Klasse Löbbert
- 2007 – 2012 Diplom Freie Kunst bei Prof. Norbert Hinterberger und Prof. Elfi Fröhlich, Bauhaus-Universität Weimar