Christian Holze verbindet verschiedene künstlerische Kategorien zu Hybriden: Malerei, 3D-Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation. Das Ausloten sowie Entgrenzen dieser Kategorien sind für ihn dabei ebenso essenziell wie die Verschmelzung analoger und digitaler Arbeitspraktiken.
Seine Recherchethemen sind die Schnittstellen zwischen Kunst, Technologie und Wirtschaft. Dabei widmet er sich insbesondere der Beziehung zwischen Kunst und Kunstvermarktung. In seiner Arbeit erforscht er nicht nur die Zusammenhänge dieser drei Themengebiete, sondern stellt ebenso Fragen zu Urheberschaft, Kommodifizierung und Kopie in der bildenden Kunst. Darüber hinaus verbinden Holzes Werke das kunsthistorische Gedächtnis der Betrachterinnen und Betrachter mit der Omnipräsenz der Warenbildwelt im digitalen Zeitalter und tarnen sich dabei selbst als Metaprodukte.
In der virtuellen Welt erleben Meisterwerke der Antike wie die Laokoon-Gruppe in den Vatikanischen Museen oder der barocke „David“ von Gian Lorenzo Bernini ein Revival und werden dort in anderen Kontexten vermarktet. Webportale vertreiben sie als 3D-Scans für Computeranimationen, für Werbeagenturen oder Film- und Fernsehproduktionen. Das Gleiche gilt für berühmte Gemälde wie die „Schule von Athen“ von Raphael. Auf der Basis solch kommerziell genutzter Bilder entwickelt der Künstler Computergrafiken, die er dann im simulierten Raum mit verschiedenen Verfahren weiterverarbeitet und verfremdet. So dominiert im ersten Ausstellungsraum der NEWCOMER Galerie die Skulptur des farnesischen Stiers. Hier arbeitet der Künstler mit dem Motiv in zweifacher Weise, zum einen als Maler, zum anderen als Bildhauer. In beiden Versionen, als Gemälde und als Skulptur aus dem 3D-Drucker, verdoppelt er das Werk und verbindet den um 180 Grad gedrehten Teil mit seiner üblichen Ansicht zu einer Einheit, die Kopie rutscht gewissermaßen in das Werk hinein.
Die Frage von Copyright und Branding thematisiert Christian Holze durch die Verwendung von digitalen Wasserzeichen, wie sie z. B. von Online-Bilddatenbanken genutzt werden. Sie legen Besitzanspruch und Urheberschaft fest.
Die Modewelt nutzt Logos und Markennamen zur Steigerung des Marktwerts. Preisbestimmung und Wertsteigerung sind auch in der Kunst mit Künstlernamen verbunden. In der Offenlegung seiner künstlerischen Praxis des Samplens und der Transformation von bestehendem Bildmaterial, verweist Christian Holze auf den Produktcharakter seiner Kunstwerke und beansprucht zugleich Authentizität, wie sie analog für NFT-Kunstwerke mit Besitzerzertifikat gelten.
Die Ausstellung „Meeting Room“ konzipierte der Künstler speziell für die Räume der NEWCOMER Galerie. So ernennt er die drei Ausstellungsräume zu Treffpunkten, um die künstlerische Verbindung der Themen seiner Recherche für Besucherinnen und Besucher zugänglich zu machen.
Im NEWCOMER KWS Workshop geht der Künstler speziell auf die Meeting-Kultur von Unternehmen ein. Christian Holzes Kunst und „Tägliches Arbeiten bei KWS“ treten dabei in einen unmittelbaren Dialog und sollen sich bisweilen kaum merkbar vermischen.
„Wenn sich ab jetzt KWS Kolleginnen und Kollegen dort treffen, besprechen und arbeiten, geschieht das unmittelbar in Christian Holzes Kunst!“, sagte Stephan Krings, Head of Global Marketing and Communications bei KWS in seiner Begrüßung zur Vernissage. Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums in Goslar, erläuterte im Gespräch mit dem Künstler die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten.
Christian Holze, geboren 1988 in Naumburg, studierte Medienkunst, Bildhauerei und Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (2011 bis 2019), an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (2015/2016) und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (2019 bis 2022). Er war Gaststudent bei Prof. Anselm Reyle (Hamburg) und Meisterschüler in der Klasse für Installation und Raum von Prof. Joachim Blank (Leipzig). Seit 2012 ist er in zahlreichen Solo- und Gruppenausstellungen vertreten. 2018 nahm er am Exhibition and Residence Exchange Program der Chung-Ang University Seoul/Südkorea teil. Christian Holze lebt und arbeitet in Leipzig.
Für das Jahr 2022 wird er mit dem Goslarer Kaiserringstipendium ausgezeichnet, das seit 1984 vom Verein zur Förderung Moderner Kunst verliehen und seit 2014 von der AKB Stiftung in Einbeck gefördert wird. Im Rahmen dieser Stipendienvergabe eröffnete Christian Holze im September 2022 seine Ausstellung „Time Sleep“ im Mönchehaus Museum in Goslar.
So erscheint ein Katalog, der zu beiden Ausstellungen „Time Sleep“ für Goslar und „Meeting Room“ für Einbeck entstanden ist. Christian Holze wird diesen im Anschluss an das Kulturkrafttage-Festival, das vom 17. bis 19. März im PS. Speicher stattfindet, in der NEWCOMER KWS Art Lounge vorstellen: am Sonntag, den 19. März, ab 14.30 Uhr. NEWCOMER wird an diesem Tag von 13 bis 17 Uhr geöffnet sein.
Regulär ist die NEWCOMER KWS Art Lounge mittwochs von 10 bis 13 Uhr, freitags von 15 bis 18. Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr geöffnet.