Sebastian Körbs‘ künstlerisches Oeuvre umfasst Druckgrafiken, Zeichnungen, Malerei sowie Skulpturen und Installationen, 40 Werke sind in der Ausstellung zu sehen. Der Künstler widmet sich weitestgehend abstrakten, vor allem ornamentalen Formen. Seit einem längeren Aufenthalt in Istanbul und der damit einhergehenden intensiven Beschäftigung mit der osmanischen Kunst und Architektur hat Körbs sich in seinen Werkserien immer wieder mit osmanisch geprägter Ornamentik beschäftigt. In neueren Werkserien nähert er sich durch die Mittel der Abstraktion auch der figürlichen Darstellung, lässt mit seiner Wiederholung von Ornamenten das Leben wachsen.
„Was wir hier sehen, ist eine enorme Vielfalt aus künstlerisch dargestellten Formen, die mit unserem Biotechnikum in eine Verbindung gehen – Kunst trifft Wissenschaft in ihrer ganzen Form“, sagte KWS Vorstand Eva Kienle zur Begrüßung. Den Titel „Gloria“ für seine Ausstellung hat Sebastian Körbs seiner 2021 geborenen Tochter gewidmet, die mit ihrer Mutter bei der Vernissage dabei war.
Bei der von Tayfun Guttstatt mit orientalischem Sound begleiteten Vernissage im KWS Biotechnikum hat der Kunstwissenschaftler und Choreograph Dr. Daniel Rakovsky (Basel) in die ausgestellten Arbeiten und die Arbeitsweise von Sebastian Körbs eingeführt. Es sei nicht verwunderlich, dass der zwischen der abendländischen und der osmanischen Kunsttradition navigierende Künstler Sebastian Körbs ausgerechnet ein Tor als monumentales Werk ins Zentrum seiner Ausstellung gerückt habe, sagte Rakovsky. „Körbs Werk ist eine Einladung, Tore zu durchschreiten.“ Tore bezeichneten weder einen klaren Gegenstand noch einen bestimmten Raum, vielmehr sei das Tor als Zwischenraum zu verstehen. „Als ein abstrakter Ort, an dem sich zwei getrennte Welten berühren können“, formulierte es Rakovsky. An dem an orientalische Fenstergitter erinnernde Tor könne die Luft frei zirkulieren, die verschiedenen Welten würden nie ganz voneinander getrennt. „Mit diesem Tor kommen unmittelbar zwei zentrale Dimensionen von Körbs Werk zum Ausdruck: die Beziehung zum Raum und die Faszination für die Kraft des Ornaments“, erläuterte der Kunstwissenschaftler. „Die Skulpturen bauen neue, bis dahin nicht wahrgenommene Räume auf, sie enthüllen förmlich unsichtbare Räume“, sagte Rakovsky. Körbs verschachtelt auch Tore, so dass die leere Form einer Skulptur zur Fülle in einer anderen werde. Er entfalte eine Variation von Motiven, die von der in der Türkei entdeckten Ornamentkunst inspiriert seien. Es gehe um grundlegende Strukturen und um die einfache Klarheit zweier Prinzipien: die Form und ihre Wiederholung. Während sich viele mit immer Neuem betäubten, suggeriere Sebastian Körbs mit seinen Werken, dass alles Neue letztlich eine Variation des Gleichen sei, sagte der Kunstexperte. Auch dessen Figuren und Gesichter basierten letztlich auf der Wiederholung von Ornamentmustern.
Sebastian Körbs, geboren in Magdeburg, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig und erhielt dort 2012 sein Diplom der Freien Kunst bei Prof. Bogomir Ecker und Prof. Friedemann von Stockhausen. 2013 wurde er Meisterschüler von Prof. Ecker. Zahlreiche Stipendien, wie das Jahresarbeitsstipendium des Landes Niedersachsen oder das Residenzstipendium in den Martin-Kausche-Ateliers in Worpswede und das Residenzstipendium Istanbul der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, ermöglichen es Sebastian Körbs, seine künstlerische Arbeit zu vertiefen und zu entwickeln. Zudem arbeitete er mehrere Monate in New York und immer wieder für mehrere Monate in Istanbul, wo er seine Leidenschaft für osmanisch geprägte Ornamentkunst entdeckte.