Andreas Greiner ist der fünfte Kaiserring-Stipendiat, der direkt nach der Vergabe im Goslarer Mönchehaus in der KWS Art Lounge NEWCOMER ausstellt. Das Goslarer Kaiserring-Stipendium wird seit 1984 vom Verein zur Förderung Moderner Kunst verliehen und seit 2014 von der AKB Stiftung in Einbeck gefördert.
KWS Vorstand Dr. Felix Büchting eröffnete die Ausstellung und begrüßte es, dass sich bei Andreas Greiner Wissenschaft und Kunst gegenseitig bereichern. „Diesen Ansatz finden wir bei KWS naturgemäß extrem spannend und sind sehr neugierig auf Ihre Gedankenwelt.“ Greiner habe ausführlich recherchiert, dafür auch mehrmals KWS besucht, Labore angeschaut und sich Expertentipps zum Thema Pflanzenpflege geholt.
Andreas Greiner, geboren 1979 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin. Er ist Absolvent des Instituts für Raumexperimente an der Berliner Universität der Künste und Meisterschüler Ólafur Elíassons. Nach dem Studium der Medizin, Anatomie und Bildhauerei liegt sein Fokus auf zeitbasierten, lebenden und digitalen Skulpturen.
Der Kaiserring-Stipendiat bietet den Betrachtern mit einer gewissen Poesie, die sowohl Wörter, Stimmen, Bilder als auch Lebewesen mobilisiert, eine Möglichkeit, die eigene Haltung gegenüber der Umwelt zu überdenken.
Im dunkelblau gefassten ersten Raum von NEWCOMER ist „Aussaat“, eine visuelle Installation des Künstlers zu finden, die musikalisch mit einer Komposition von Páll Ragnar Pálsson zum Gedicht von Ingeborg Bachmann „Sterne im März“ untermalt wird.
Während das selbstspielende Piano die Komposition, die von der Pianistin Tinna Þorsteinsdóttir aufgenommen wurde, wieder und wieder spielt, sind auf einer großformatigen Leinwand Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen von bakteriellen Minimalzellen zu sehen, die ein im Labor des John Craig Venter Institute vollständig synthetisiertes Minimalgenom in sich tragen.
Im zweiten Raum beantwortet Andreas Greiner mit Künstlicher Intelligenz die Frage, wie man sich Landschaftsbilder vorzustellen hat, wenn die meisten Organismen abgestorben sind.
Die errechneten Bilder könnten Erinnerungen an tote Wälder sein, sind in Wirklichkeit aber die digitale Vorstellung eines Waldes, auf der Grundlage eines Datensatzes von mehr als 100.000 Bildern, unter anderem aus dem Hambacher Forst und dem Białowieża-Urwald in Polen, dem letzten Urwald Europas. In einer weiteren Installation hängen vier von Wachstumslicht angestrahlte Baumsetzlinge in sackartigen Behältern von der Decke und spielen damit auf die utopische Vorstellung an, andere Planeten zu bepflanzen, wenn die Ressourcen unserer Erde verbraucht sein sollten.
Im Gespräch mit Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums Goslar, erläuterte Andreas Greiner die Werkauswahl von „Signs of Life“.
Bei der Errechnung eines Waldbildes sei er von den Programmierern darauf aufmerksam gemacht worden, dass für die Kunst mit Künstlicher Intelligenz notwendige Rechenzentren sehr viel Energie verbrauchen, berichtete Greiner. Als ökologisch denkender Künstler setzt er sich daher aktuell unweit von Goslar für die Pflanzung von über 1000 Bäumen ein. Dies soll in Form von Patenschaften und in Zusammenarbeit mit den dortigen Schulen geschehen, um einen Beitrag zum Ausgleich der negativen CO2-Bilanz zu leisten. Solche Initiativen gehörten auch zur künstlerischen Arbeit Greiners, der in die Gesellschaft hineinwirken wolle, sagte Ruhrberg.
Zur Ausstellung ist eine Broschüre mit Informationen zum Künstler und seiner Werke entstanden, die zum Preis von 5 Euro in der KWS Art Lounge NEWCOMER erhältlich ist. Den Erlös erhält der Künstler für weitere Projekte. Andreas Greiner veröffentlicht in Kürze ein Buch zum Gesamtwerk „Signs of Life“. Dazu findet ein Künstlergespräch am 15. April 2020 um 18.30 Uhr in der Art Lounge statt.
„Signs of Life“ ist bis zum 18. April 2020 in der KWS Art Lounge in der Tiedexer Straße 20 in Einbeck zu sehen: mittwochs von 10 bis 13 Uhr, freitags von 16 bis 19 Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr.
Weitere Informationen: www.newcomer-einbeck.de