Schadbild - Nacktschnecken
Nacktschnecken sind für den landwirtschaftlichen Ackerbau zu einer immer größer werdenden Bedrohung geworden. Die Populationen wachsen weltweit beständig, ein Ende ist nicht in Sicht. Schnecken befallen eine ganze Reihe von Pflanzen - neben Raps, Getreide und Mais auch die Zuckerrübe. Gründe für den „Vormarsch“ der Schnecken gibt es viele, zum Beispiel den Klimawandel.
Befall erkennen - Nacktschnecken
Unterschieden wird zwischen oberirdischem und unterirdischem Schneckenfraß. Beim unterirdischen Fraß fressen die Schnecken Löcher in den Rübenkörper, beim oberirdischen sind die Blätter befallen. Die Schnecken hinterlassen dabei im wahrsten Sinne Spuren: Zu erkennen ist der Schneckenbefall neben den genannten Symptomen auch an den Hinterlassenschaften der Schädlinge. Kennzeichnend sind hier die silbrig glänzenden Schleimspuren, die allerdings nur bis zum nächsten Regen sichtbar sind. Dazu hinterlassen die Schnecken graugrün gefärbte Kothäufchen auf den befallenen Pflanzenteilen.
Der Schneckenbefall kann durch das Anlocken kontrolliert werden. Hierzu sollten an mehreren, befeuchteten Stellen Schneckenkörner ausgelegt und anschließend mit einer Folie oder einem Jutesack bedeckt werden. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei ein bis zwei Schnecken pro Lockstelle.
Die Schadbilder sind nicht immer eindeutig der Nacktschnecke zuzuordnen. So kann das Schadbild der Ackerschnecke mit dem der Gammaeule, der Rübenaaskäfer-Larve oder des Rüsselkäfers verwechselt werden. Gleiches gilt für die Wegschnecke. Der Fraß am Rübenkörper ähnelt dem der Erdraupe.
Vorkommen des Schädlings - Nacktschnecke
Schneckenbefall ist nicht nur an einer Pflanze, sondern auch auf einem Feld zu lokalisieren – und zu unterscheiden. Die Große Wegschnecke und die Gartenwegschnecke treten eher im Randbereich eines Feldes auf, die Spanische Wegschnecke hingegen auch im Schlaginneren – und richtet dort mit einem täglichen Blattfraß von 80 bis 120 Kubikzentimetern erheblichen Schaden an. Die Nacktschnecken-Arten sind durch Verschleppung beinahe weltweit verbreitet. Die besonders gefährliche Spanische Wegschnecke findet man außer auf der iberischen Halbinsel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Bulgarien, Frankreich England und Irland. Andere Schneckenarten haben sich auch an kühlere Bedingungen angepasst und sind auch in Skandinavien verbreitet.
Unterschieden wird bei den Nacktschnecken vor allem zwischen Ackerschnecken und Wegschnecken. Schadbilder können in unterschiedlichen Stadien auftreten: Befressen werden sowohl junge Rüben als auch ältere Pflanzen. Die einzelnen Arten unterscheiden sich in ihren Lebensweisen teils stark voneinander. Ein Beispiel: Während die Große Wegschnecke als „Sommerschnecke“ im Juli geschlechtsreif ist und im August und September ihre etwa 400 Eier ablegt, handelt es sich bei der Gartenwegschnecke um eine „Winterschnecke“. Sie ist im Herbst und Winter geschlechtsreif und pflanzt sich im Frühjahr fort. Das Schneckenproblem ist also keines einer bestimmten Jahreszeit.
Zeiträume für den Befall - Nacktschnecken
Nacktschnecken können die Zuckerrüben in unterschiedlichen Stadien befallen. Neben Schäden an den Rübenkeimlingen, kann es auch zu späteren Zeitpunkten zu Blattfraß kommen. Die Tiere sind allerdings nicht auf die Blätter oder andere Pflanzenteile festgelegt. Die Gartenwegschnecke etwa lebt verborgener und befrisst deshalb eher die Blattstiele und den Rübenkörper.
Auslöser und Gründe für den Befall - Nacktschnecken
Boden/Ackerbau
Nacktschnecken bevorzugen vor allem lockere Lehm- oder Tonböden. Sie liefern den Schnecken bei ungünstiger Witterung Rückzugsmöglichkeiten. Dazu ernähren sich die Nacktschnecken vor allem von frischem Pflanzenmaterial. Nacktschnecken gelten als anpassungsfähig: Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Genetzte Ackerschnecke zur Not auch auf unbeliebteren Pflanzen vermehrt.
Auch landwirtschaftliche Maßnahmen können sich befallsfördernd auswirken. So spenden Winter- und Zwischenfrüchte Schatten, Feuchtigkeit und Nahrung und begünstigen damit die Vermehrung der Nacktschnecken. Zudem schafft eine pfluglose Bodenbearbeitung bessere Lebensbedingungen. Einflüsse können aber auch unmittelbarer entstehen. Durch den Einsatz von Insektiziden werden zum Beispiel natürliche Feinde der Nacktschnecken ausgeschaltet.
Wetter
Auch bei den äußeren Bedingungen haben Nacktschnecken Vorlieben: Eine feuchte, aber nicht zu nasse Witterung begünstigt nachweislich ihre Vermehrung. Könnte sich die Nacktschnecke die Witterung für ein Jahr aussuchen, sähe das in etwa so aus: Ein kühles Frühjahr folgt auf einen milden Winter und geht danach in einen feuchten Sommer mit gemäßigten Temperaturen zwischen 15 und 21 C ° über. Trockene und kalte Winter hemmen die Vermehrung hingegen.
Nach aktuellen Untersuchungen spielt damit auch der Klimawandel eine tragende Rolle in der Entwicklung der Schneckenpopulation. Demnach sei die Vermehrung durch den Anstieg der Wintertemperaturen zuletzt sichtbar befördert worden. Dies gelte insbesondere für die Spanische Wegschnecke. Der Rückgang der Winterfröste verlängere demnach die Aktivität der Schnecken.
Maßnahmen gegen den Befall - Nacktschnecke
Pflanzenbau
Der Wechsel von Sommer- und Winterkulturen unterbricht das kontinuierliche Nahrungsangebot für die Schnecke und gleichzeitig den bevorzugten Schutz durch eine Pflanzendecke. Durch den Anbau von schneckenabweisenden Zwischenfrüchten kann die Population dezimiert werden. Dazu zählen neben Bitterlupinen, Sommerwicke, Serradella, Phacelia, Ölrettich, Sareptasenf und Gelbsenf auch Hafer, Buchweizen und Sommerlein. Im Rübenbau sollte auf Zwischenfrüchte wie Sonnenblumen, Erbsen, Ackerbohnen oder sämtliche Kleearten verzichtet werden.
Boden/Ackerbau
Durch die Stoppelbearbeitung kann die Schneckenpopulation um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Dabei werden die Schnecken gezielt zerquetscht, verletzt und verschüttet. Durch die Fruchtfolge fehlt Landwirten in der Praxis allerdings oft die Möglichkeit, solche Maßnahmen durchzuführen. Zudem kann die Schneckenpopulation auf im Winter kulturfreien Flächen durch Frostbearbeitung beeinflusst werden. Durch eine Rückverfestigung des Bodens nach der Saat werden Hohlräume - und damit der Lebensraum der Schnecke - im Boden minimiert. Auch der Abtransport von Rückständen aus der Vorkultur und die Düngung halten die Schneckenpopulation gering.
Chemische Maßnahmen
Durch die Anwendung von Branntkalk können etwa junge Schnecken verätzt werden. Ködermittel zum Schutz vor Zuwanderung sollten an den Feldrändern auf einem Streifen von drei bis fünf Metern Breite ausgelegt werden. Bei einem massiven Schneckenauftreten kann in Abhängigkeit zur Befallsstärke eine flächendeckende oder eine Randbehandlung mit Molluskiziden durchgeführt werden. Dazu lohnt es sich, die natürlichen Feinde der Nacktschnecken im Umfeld der Flächen zu schützen. Zu ihnen zählen unter anderem Vögel und Amphibien.