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Ausstellung
Rising Colorspace - Michael Sebastian Haas

Unter dem leitgebenden Motto „Urbanität trifft Landwirtschaft“ entstand in Berlin ein neuer zusätzlicher Standort, eine moderne zukunftsorientierte Arbeitswelt mit KWS Identität. Dabei spielt Kunst ein große Rolle. Über neue Arbeiten und Künstler werden wir auf der KWS Kunsthomepage berichten.

Die Kunst von Michael Sebastian Haas setzt den Menschen ins Verhältnis zur Maschine.

Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, also die Frage, wie die eigenen Wünsche und Bedürfnisse in eine für die Maschine verständliche Sprache übersetzt werden, ist ein zentraler Aspekt seiner Arbeiten.

Um seine Kunst erschaffen zu können, ist Haas nicht bloß Künstler, er ist ebenso Wissenschaftler und Forscher wie auch Ingenieur und Erfinder. Sein mathematischer „Black-Box-Code“ gibt vor, wie sich Verhalten gestaltet und bestimmt so die Notation der Bewegung seiner Maschinen. Die Handlungsanleitung ist die eigentliche künstlerische Schöpfung, die es der Maschine ermöglicht, ihre Aktionen unabhängig oder durch externe Reize beeinflusst, durchzuführen und das Werk wie von allein wachsen zu lassen.

Während die formalen Voraussetzungen für die Entstehung der Kunst, also die Rolle der menschlichen Beherrschung von Technik thematisieren, so transportieren die fertigen Werke inhaltlich das Bild von Wachstum.

Es ist Wandgross, so begegnen wir Ihm mit unserem ganzen Körper, beinahe als ob wir das Gemälde betreten könnten. Vor uns zeichnet eine Maschine leuchtend-farbige Linien, bogenförmig auf eine goldgrundierte Wand. Jede dieser Linien beginnt am unteren Bildrand und steigt halmartig bis sie den höchsten Punkt ihrer Kurve erreicht.

Das zeigt uns, dieses Prinzip ist zugleich streng und variantenreich.

- Michael S. Haas

“Rising Colorspace“ ist ein kinetisches Gemälde, das sich vor unseren Augen ereignet.

Die Maschinenkunst von Haas besitzt durch ihre eigene formale Ästhetik hierbei eine Vielschichtigkeit an Bedeutungshorizonten und möglichen Schwerpunkten. Die Entstehung der Gemälde gleicht zunächst je nach Kontext entweder der orchestrierten Aufführung eines Konzertes, bei der die Kunst autonom von der Maschine erschaffen wird, oder der Prozess des Malens wird durch die menschliche Interaktion unmittelbar gelenkt und der Künstler überlässt anderen die kreative Beteiligung. In jedem Fall lässt die Kunst ihren eigenen Entstehungszeitraum und die Bewegungsabfolge ihrer Produktion für alle sichtbar werden und zeigt dem Publikum, wie es wächst.

Als Wandgemälde realisiert, steht das große Gemälde selbst im besonderen Fokus. Hier geht es weniger darum, die Maschine in ihrer Aktion zu inszenieren oder mit ihr zu interagieren. Die zu gestaltende Wand und das fertige Gemälde auf ihr stehen im Zentrum des Werks. Michael Sebastian Haas’ maschinell produzierte Gemälde nehmen dabei immer Bezug zu ihrer Umgebung und werden von dem Künstler auf die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten und den Kontext der Anbringung abgestimmt.

Seine visuelle Wirkung ist die eines Gartens/ Feldes, dem wir täglich in neuem Licht begegnen. Wir beobachten ihn beim Wachsen und Blühen, in seinen Wandlungen.
In reicher Farbigkeit wird dieses botanisches Geflecht aus Linien gewebt und vertieft. Täglich moduliert und überschreibt es sich selbst. Der Goldgrund auf dem die Bildereignisse stattfinden definiert den Rahmen einer fruchtbaren Situation- licht und frei. Die sieben Farben werden zyklisch wechselnd nach einem Farbprotokoll aufgetragen. Es handelt sich dabei um matte hochpigmentierte Acrylfarbe die durch den seitlichen Lichteinfall leicht vor der Wand zu stehen scheint.

- Michael S. Haas

Die räumliche Inszenierung des Wandgemäldes im KWS Kontor kaschiert die baulichen Besonderheiten der Architektur nicht. Die technischen Installationen an der Raumdecke werden nicht ignoriert oder ausgeblendet, sondern vom Künstler bewusst mit in die Präsentation der Malerei integriert. Obwohl das Werk auf den Raum reagiert, sich scheinbar zurücknimmt, tritt es prominent hervor und wirkt als eigenständiges Gemälde. Dies ist dem Künstler gelungen, indem er eine separate Wand nur für das Gemälde vor die eigentliche Raumwand positioniert hat. Die Wand rahmt mit ihrer glänzenden weißen Wandfarbe das zentrale Gemälde und verleiht den einzelnen Farbstrichen zu einer Plastizität. Sie wirken, als würden sie vor der Wand schweben.

Das Werk von Haas schafft es, eine Grundidee universell zu verbildlichen. Ganz unabhängig der Herkunft, der Bildung und der kulturellen Prägung transportieren die Gemälde konkrete Bilder, die zwar je nach der eigenen Heimat und Sozialisierung ganz persönliche Assoziationen wecken, sich dennoch immer auf das gleiche abstrakte Motiv beziehen, welches in der Kunst eine feste und abgeschlossene Form findet. Der Mensch, sein Einsatz von Technik und das Wechselspiel von Zufall und Kontrolle finden so in der Kunst von Michael Sebastian Haas ihren ganz individuellen und natürlichen Ausdruck.

Dieser Text stammt von Johann Brandes, freier Kurator und Kunsthistoriker in Hannover.

  • Menschen bei KWS

    Es war uns wichtig etwas Besonderes zu finden und eine Verbindung zu schaffen zwischen der Urbanität der Stadt und der Bodenständigkeit der KWS.

    Peter Hofmann, Vorstand KWS
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Der Künstler Michael Haas hat einen Wachstumsalgorithmus gewählt, um das Kunstwerk für KWS vor Ort zu schaffen. Wachstum spielt für KWS eine große Rolle. Wir schaffen die Basis für Wachstum - Pflanzen entstehen durch unser Produkt Saatgut und wachsen. Ein sehr gelungenes Kunstwerk, das sowohl zur Stadt Berlin als auch zur KWS passt.
- Peter Hofmann, Vorstand KWS

Rising Colorspace - Michael Sebastian Haas
Nur online ab 17. September 2020
KWS Kontor
Bülowstraße 78, 10783 Berlin

Zu den Künstlern
Michael Sebastian Haas & Johann Brandes

Michael Sebastian Haas

Er fand an der Hochschule für Medienkunst und Design in Karlsruhe, Deutschland, den Impuls und das Wissen, seine Künste aufzuführen. Philosophie, Architektur, Szenografie und Design wurden zu seinem multidisziplinären Studium, das er 2007 mit einem "cum laude"-Abschluss in Produktdesign abschloss.
Die Idee eines universellen Zugangs zur Kunst motiviert ihn, Vorträge und Workshops akademisch und pädagogisch zu halten. MSH ist ein Konzeptkünstler. Er kombiniert frei die unterschiedlichsten Medien. Robotik, Malerei, Fotografie, Architektur und Textilien verschmelzen zu einer Einheit, wenn er seine "artistischen Systeme" zum Leben erweckt.

Künstler Michael Sebastian Haas | Credits: Victoria Bee

Künstler Michael Sebastian Haas | Credits: Victoria Bee

Kurator Johann Brandes | Credits: Andre Germar

Kurator Johann Brandes | Credits: Andre Germar

Johann Brandes

Er (*1983 in Hannover) studierte Kunstgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und American Studies in Göttingen, lebt und arbeitet als Kunsthistoriker, freier Kurator und Kunstvermittler in Hannover. Neben der Beratung und Betreuung von Privatsammlungen, ist er Studio Assistant bei Tomislav Topic / QUINTESSENZ. Darüber hinaus ist er Gründungsmitglied des C28 | Kunstraum und leitet metavier | Galerie vom Anfang und Ende.
In seiner kuratorischen Arbeit thematisiert er die Grenzbereiche der Kunst sowie das Verhältnis vom Kunstbetrieb zur aufgeklärten Wissensgesellschaft.

Ihr Ansprechpartner

Bettina Alex
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Public Affairs & Arts
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