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    Luzia Simons –
    On Stage

    Ausstellung bis zum
    15. April 2025 im BiT

Luzia Simons – On Stage

Die Werke von Luzia Simons, 1953 in Brasilien geboren, belegen ihre enge Beziehung zur Natur, zu den Blumen, Pflanzen und Bäumen in ihrer unendlichen Vielfalt. Die Pracht der äquatorialen Wälder, die üppige Vegetation ihres Heimatlandes sind in der Bildwelt der Künstlerin ebenso eingeschrieben wie die europäische Vegetation.

Die Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Medien: Malerei, Aquarell, Tapisserie, Keramik, Installation, Video, Fotografie. Internationalen Bekanntheitsgrad erreichte sie jedoch mit ihren Scannogrammen, insbesondere der Serie Stockage (dt. Einlagerung/Speicherung), die auch im BiT einen Großteil der ausgestellten Arbeiten bildet. Seit den 1990er Jahren erzeugt Luzia Simons mit Hilfe eines speziellen Scanners anstelle einer Kamera irritierend schöne Blumenarrangements. Die fantastischen, illusionistischen Raumbilder entstehen, indem die Künstlerin die Blumen auf dem Scannerglas drapiert, der Scanner die Oberflächen abtastet und dann ein digitales Abbild erschafft, das mit dem Computer gelesen und visualisiert werden kann. Luzia Simons verarbeitet diese höchst präzisen Bildvermessungen anschließend wie eine belichtete Fotografie als LightJet-Print hinter Plexiglas. Mit dieser von ihr entwickelten Technik schafft Luzia Simons Bildräume, die weder fotografisch noch malerisch erzeugt werden können.

AUF DER BÜHNE Blumen

Stockage 166 – 1/4 + 1AP Scannoprogramm (2008), Lightjet Print diasec 160 x 123 cm, unframed, © Luzia Simons, VG Bild Kunst Bonn

Blumen Detail

Stockage 85 – 4/6 + 1AP Scannoprogramm (2010), Lightjet Print diasec 100 x 100 cm, unframed, © Luzia Simons, VG Bild Kunst Bonn

Stockage 219 FineArtPrint, © Luzia Simons, VG Bild Kunst Bonn

Stockage 219 FineArtPrint, © Luzia Simons, VG Bild Kunst Bonn

Die übereinander gelagerten Schnittblumen in der Serie Stockage erlangen in ihrer Opulenz eine geradezu ungeheuerliche Präsenz, ein Sinnbild für Schönheit und Vergänglichkeit. „Das Erhabene und Sublime als kunsthistorisches Motiv in der Naturbetrachtung steigert das scheinbar belanglose Sujet des Blumenstilllebens zu außergewöhnlicher Relevanz. Durch die Inszenierung der Blüten auf einem samtigen, dunklen Fond erhalten die Blumen skulpturale Qualität und vermitteln die spannungsvolle Aura zwischen extremer Nähe und großer Distanz (…). Die Intensität der Farben, die Zartheit der Blüten, die Üppigkeit der Formen, all das zeugt vom prallen Leben, welches genauso von Morbidität überlagert wird (…). Der Betrachter erhascht einen letzten Blick auf die Blüten im Moment ihrer größten Prachtentfaltung und damit kurz vor ihrem beginnenden Verfall“, wie es Saskia Dams formuliert hat.[1]

[1] Saskia Dams, in: Luzia Simons. Naturgeschichten, Ausst.-Kat. Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim, 2019, S. 5.

Papierarbeiten wirken wie Vorhänge einer Theaterbühne

Die monumentalen Banner aus der Serie Stockage erstrecken sich über zwei Stockwerke

Auch die Blumen der monumentalen Banner aus der Serie Stockage, die Luzia Simons eigens für die Ausstellungshalle im BiT hat herstellen lassen, zeigen bei aller Üppigkeit schon erste Spuren des Verblühens. Die sich über zwei Stockwerke erstreckenden Stoffbanner wirken wie Vorhänge einer Theaterbühne, auf der sich die imaginären Gärten der Künstlerin entfalten.

In ihren Blumenstillleben bezieht sich Luzia Simons auf die Stillleben des niederländischen Goldenen Zeitalters und die spezielle Symbolik der Tulpen. Die Blume mit Kultstatus diente im 17. Jahrhundert nicht nur als Vanitasdarstellung, sondern war auch Inbegriff des aufblühenden Handels und des späteren wirtschaftlichen Ruins – hervorgerufen durch den Crash der Amsterdamer Tulpenbörse, wo sie als Spekulationsobjekt gehandelt wurde. Obwohl die Tulpe als typisch niederländisch gilt, stammt sie ursprünglich aus den Steppen Kasachstans. Von dort gelangte sie an den Hof des Osmanischen Reiches und wurde zum Symbol Konstantinopels. Für Luzia Simons steht sie daher auch als Metapher für Migration und kulturellen Transfer.

Unzweifelhaft strahlen alle Werke der Künstlerin eine unbändige Sinnlichkeit aus. Dass die Natur nicht nur aus schönen, vergänglichen Blumen besteht, sondern als Biotop, als Lebens-Raum existentiell wichtig ist, zeigt auch die Serie mit Zeichnungen verschiedenartigster Unkrautarten, die im ersten Obergeschoss des BiT als großformatige, wandfüllende Drucke zu sehen sind. Luzia Simons hat über viele Jahre unterschiedliche Blattformen aus zahlreichen Ländern gesammelt und in zarten, schwarz-weißen Papierarbeiten verarbeitet. Sie zeugen vom Wert der „unwerten“ Natur und gemahnen, dass jegliche Formen der Natur für das Überleben der Menschen und Tiere auf unserem Planeten essentiell sind.

v.l. Stephan Krings, Leitung Globales Marketing und Kommunikation; Luzia Simons;  Bettina Alex, Kunst bei KWS; Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums Goslar

v.l. Stephan Krings, Leitung Globales Marketing und Kommunikation; Luzia Simons; Bettina Alex, Kunst bei KWS; Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums Goslar

Impressionen der Vernissage

„Ich verließ Brasilien im Alter von 23 Jahren und lebe seitdem in Europa. Die Frage nach persönlicher Identität als soziokultureller Konstruktion sowie mein eigener Stand als Ausländerin sind Ausgangspunkte meines künstlerischen Denkens. Dabei entwickelte ich meine eigene Aufnahmtechnik, das „Scanogramm“ – eine Sichtweise ohne zentralen Blickwinkel oder Fokus, wie sie in der Fotografie üblich ist.“ – Luzia Simons

Die Künstlerin

Luzia Simons wurde 1953 in Quixadá, Brasilien, geboren und lebt in Berlin.

Sie studierte zunächst bis 1981 Geschichte und von 1984 bis 1986 Bildende Kunst an der Sorbonne in Paris. Dann verlegte sie ihren Hauptwohnsitz nach Stuttgart, anschließend nach Berlin.

Ihre Werke werden in Europa, USA, China und in Brasilien ausgestellt.

Luzia Simons

Luzia Simons

Ausgewählte Bilder sind auf Hahnemühle Hemp Papier gedruckt.

Titelbild:
Stockage 160 (Detail) 2015 Scannogram, Lightjet Print Diasec 193,5 x 137 cm, © Luzia Simons, VG Bild-Kunst Bonn

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Bettina Alex
Bettina Alex
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