Beeinflusst der Pilz die Fotosynthese?
Kurz erklärt: Die Fotosynthese, also die Umwandlung der Lichtenergie der Sonne und des Gases Kohlendioxid in chemische Energie in Form von Zucker, beginnt in der Pflanze mit dem Einfangen des Lichts durch den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll. Währenddessen wird ein Teil der von der Pflanze eingefangenen Energie wieder freigegeben und zurückgestrahlt. Dieses „Leuchten“ nennt sich Chlorophyllfluoreszenz. Die Forscher aus Jülich zeichnen es mit dem LIFT-Sensor auf, wie Muller erklärt.
Seine Annahme: Ist ein Bereich des Blattes mit Cercospora infiziert, dann hat das einen Einfluss auf die Fotosynthese in diesem Areal. Da die Chlorophyllfluoreszenz eng mit der Effizienz der Fotosynthese verbunden ist, könnte das veränderte Leuchten auf den betroffenen Blattbereichen Hinweise auf den Schadpilz geben.
Wie sich die Daten der Wissenschaftler aus Clausthal und Jülich bestmöglich kombinieren lassen, zeigt sich in den anstehenden Auswertungen. Wärmt sich eine kranke Pflanze im betroffenen Bereich um eine bestimmte Gradzahl auf und strahlt sie außerdem genau an dieser Stelle eine bestimmte Energie zurück, sind das schon einmal zwei Hinweise auf Cercospora an derselben Stelle des Blattes.
Diese Informationen aus den Sensordaten sollen Computer später automatisch erkennen und zuverlässig bewerten. Dafür nutzen sie Algorithmen, die unter dem Namen Maschinenlernen oder künstliche Intelligenz bekannt sind. Voraussetzung für die dabei angestrebte hohe Erkennungsrate ist das Training eines solchen Systems mit bekannten Bildern. Im Fall von DataPlant sind das die Aufnahmen infizierter und nicht infizierter Blätter. Das Team aus Physikern und Züchtern vermerkt auf den jeweiligen Bildern, ob sie gesunde oder infizierte Blätter zeigen, und schafft damit einen großen Bestand von Trainingsdaten für die künstliche Intelligenz. Und weil dabei große Datenmengen im Spiel sind, spricht das Team von Big Data.
„Dieses Vorgehen ist nicht auf Cercospora beschränkt“, sagt Projektleiter Christoph Bauer. „Wir gehen davon aus, dass sich mit diesem Prinzip viele verschiedene Blattkrankheiten frühzeitig und automatisch nachweisen lassen. Jetzt legen wir die Grundlagen dafür.“
Die Kombination aus neuartiger Sensorik, konventioneller Bildanalyse und maschinellem Lernen sind schon längst nicht mehr reine Forschungsarbeit bei der KWS. Diese Technologien werden bereits im Umfeld von Züchtung und Forschung angewendet.
Diese Entwicklungen werden dem Landwirt nicht nur eine schnellere Verfügbarkeit von Sorten ermöglichen. Auch die schnelle Erfassung des Gesundheitszustandes seiner Pflanzen wird dann etwa per Drohne möglich sein.