Warum müssen Pflanzen überhaupt geschützt werden – bekommen sie das alleine nicht hin?
Doch, viele Pflanzen sind von Natur aus resistent gegen Krankheitserreger. Diese Abwehr hat sich im Lauf der Evolution über hunderttausende Jahre herausgebildet. In der Natur gibt es aber ein ständiges Wettrennen zwischen Pflanzen und Mikroorganismen. Pilze, Viren oder Bakterien infizieren Pflanzen, um sich darin zu vermehren. Die Pflanzen wiederum schaffen sich neue Abwehrmechanismen. Dank ihrer hohen Anpassungsfähigkeit und ihrem großen Vermehrungspotenzial überwinden einige Erreger die Barriere aber wieder. Dieses Rennen ist nie zu Ende. Die Züchtung auf hohe Widerstandsfähigkeit – Pflanzenzüchter sprechen von Resistenzzüchtung – will Pflanzen auf dem Feld vor Schaderregern schützen. Eine besonders wichtige Rolle kommt der Resistenzzüchtung zu, wenn es gegen einen Erreger gar keine anderen Schutzmaßnahmen gibt. Das ist bei einigen Viruserkrankungen oder Pilzen der Fall. Dies zeigt: Pflanzenschutz funktioniert nicht allein über chemische Substanzen, sondern auch und besonders über die Züchtung. Und manchmal nur mit ihr.
Wer ist heute ihr größter Gegner?
Fusarium-Pilze gehören zu unseren besonders wichtigen Gegnern. Diese Schadpilze in Getreide und Mais setzen mehrere Gifte frei und können ganze Ernten verderben. Zudem mindern sie die Keimfähigkeit des Saatgutes und gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier. Bekannter ist der Mutterkornpilz, der Vergiftungen bei Mensch und Tier hervorruft. Außerdem gibt es Pflanzenkrankheiten, die weder mit chemischen, biologischen oder ackerbaulichen Maßnahmen wie der richtigen Fruchtfolge zu kontrollieren sind.
Ein Beispiel ist die Wurzelbärtigkeit (Rizomania) in der Zuckerrübe: Ein im Boden lebender Pilz überträgt ein krankheitsauslösendes Virus in die Pflanzenwurzel. Dort kann es sich vermehren und zu Schäden führen, die den Ertrag erheblich mindern. Die Züchtung Rizomania-resistenter Sorten ist die einzige Möglichkeit, den Anbau von Zuckerrüben in vielen Ländern zu ermöglichen. Aber die Resistenzzüchtung spielt in fast allen Pflanzen eine wichtige Rolle. Dafür braucht es allerdings einen langen Atem: Bis eine neue Sorte auf den Markt kommt, vergehen bis zu zehn Jahre intensive Züchtungsarbeit. Dabei hilft uns, dass KWS ein unabhängiges Unternehmen ist, das seine züchterischen Entscheidungen alleine treffen kann.
Wie funktioniert Resistenzzüchtung überhaupt?
Wir bringen Eigenschaften, die in der Natur, zum Beispiel in den Wildformen der Pflanzen, vorhanden sind, in unsere Kulturpflanzen. Das geschieht häufig durch Kreuzung. Mit den so gewonnenen neuen Eigenschaften können Pflanzen dann Pilze, Bakterien oder Viren abwehren. In der Natur gibt es viele Mechanismen für Widerstandsfähigkeit. Wir unterscheiden grob in vorhandene und nach der Infektion ausgelöste Resistenzen. Beispiele für eine vorhandene Resistenz sind zum Beispiel dickere Wachsschichten auf den Blättern. Das Entstehen dickwandiger Ablagerungen im Zellgewebe, um Pilzen das Wachstum in der Pflanze zu erschweren, ist ein Beispiel für eine nach der Infektion ausgelöste Resistenz.