Die Kartoffel – davon ist KWS überzeugt – bietet großes Potenzial. Sie gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln weltweit, und der Bedarf an Kartoffelprodukten steigt. Damit steigen auch die Ansprüche an das Nachtschattengewächs: Der Ertrag der Sorten soll genauso steigen wie die Qualität der Inhaltsstoffe. Dabei sind die aktuell auf dem Markt befindlichen Sorten meist schon ziemlich „in die Jahre“ gekommen und der züchterische Fortschritt hält sich in Grenzen. Hier sieht KWS die Chance, mit innovativen Ansätzen das Potenzial der Kartoffel auszuschöpfen, um damit den Landwirten und ihren Kunden weitere Vorteile zu verschaffen und die Kartoffel wettbewerbsfähig zu halten. Auf dem Weg zu diesem langfristigen Ziel wird ein aufeinander aufbauender dreiteiliger Ansatz verfolgt: von der Züchtung wettbewerbsfähiger diploider Kartoffelsorten über deren Hybridisierung bis hin zur Entwicklung von Saatgut.
Ein Blick ins Erbgut der Kartoffel macht deutlich, worin die besondere Herausforderung für die Züchter liegt: Die heutigen kommerziellen Kartoffelsorten sind tetraploid, das heißt sie verfügen über vier Chromosomensätze. Damit liegt jede Eigenschaft in vier unterschiedlichen Ausprägungen (Allele) vor. Kreuzt man tetraploide Pflanzen, spaltet sich das phänotypische Erscheinungsbild der Nachkommen deutlich stärker auf als bei diploiden Pflanzen. Diese Vielfalt bedeutet einen weitaus größeren Aufwand für die Selektion und es kann 20 Jahre dauern, bis eine neue Sorte auf den Markt gebracht werden kann. Das erste Ziel auf dem Weg zur Hybridkartoffel ist daher die Entwicklung von wettbewerbsfähigen diploiden Populationen. Viele Merkmale lassen sich dann leichter züchterisch bearbeiten. Dazu zählen Ertragspotenzial und Krankheitsresistenzen, aber auch Qualitäts- und Verarbeitungseigenschaften, wie Form, Stärkegehalt und Lagerfähigkeit. „Um genetisch homogene und leistungsstarke Elternlinien für die Hybridzüchtung zu entwickeln, gilt es aber auch, die Selbstinkompatibilität diploider Kartoffeln und eine starke Inzuchtdepression zu überwinden“, sagt Andreas Loock, Leiter der Züchtung Zuckerrübe und Kartoffel bei KWS. Hierbei können die Züchter von der großen Erfahrung profitieren, die KWS im Laufe der Jahrzehnte bei der Züchtung von Hybriden bei Pflanzen wie Zuckerrübe und Mais aufgebaut hat.