Interdisziplinäre Arbeitsgruppe
Tilcher arbeitet seit vielen Jahren an diesem Thema, für das sich der Name Biologicals eingebürgert hat. Knapp gesagt: „Wir unterstützen die Pflanzen mit nützlichen Bakterien.“ Wir, das ist eine Arbeitsgruppe mit Experten aus verschiedenen KWS Bereichen. Weltweit sind Forschung und Industrie mittlerweile sehr aktiv bei Entwicklung und Vermarktung der Biologicals (neben Bakterien auch Pilze) – das systematische Suchen und Prüfen nach für KWS geeigneten Produkten und Ansätzen gehört zu den Kernaufgaben des Teams. Welche Bakterien im Detail den Erfolg bringen, können Tilcher und seine Kollegen nicht verraten: KWS ist nicht das einzige Unternehmen, das das Potenzial der Mikroorganismen für einen höheren Ertrag erkannt hat.
Anhaltender Trend zu weniger Chemie
Einer der Antriebe der interdisziplinären Gruppe ist der seit vielen Jahren ungebrochene Trend zu weniger Chemie auf dem Acker. Die Öffentlichkeit, Politiker und Behörden verlangen nach Alternativen zur Chemie beim Schutz von Saatgut und beim Pflanzenschutz generell. „Dieser gesellschaftliche Druck steigt seit Jahren“, beobachtet Tilcher. Bei Mais und Raps sind seit einiger Zeit wichtige chemische Saatgutbehandlungsmittel nicht mehr zugelassen, auch bei der Zuckerrübe gibt es Einschränkungen. Dennoch will KWS den Landwirten auch künftig beste Sorten anbieten. Dafür erforscht das unabhängige und familiengeführte Unternehmen zahlreiche vielversprechende Ansätze – darunter auch die Biologicals.
Alternatives Instrumentarium
Bakterien bieten mit ihrem schier unermesslichen biologischen Potenzial ein alternatives Instrumentarium dafür. Schon in seiner Doktorarbeit vor mehr als 20 Jahren hat Tilcher geprüft, mit welchen Mikroorganismen sich Weinreben vor aggressiven Pilzen schützen lassen. Dieses Prinzip führt er seit Jahren bei KWS in der Saatgutbehandlung fort. Die ersten kommerziellen Hürden sind genommen: In Russland und Serbien bauen einige große Kunden behandeltes Zuckerrüben-Saatgut an. Mit Erfolg: „Auf marginalen Böden und bei Trockenstress war der Ertrag 2014 und 2015 dank der Bakterienmischung deutlich höher als bei Pflanzen ohne Bakterien“, sagt Tilcher.