Nur zum Spaß? "bara gaman" in der KWS Art Lounge NEWCOMER

Einbeck, 21. März 2022

Ist in der KWS Art Lounge in der Tiedexer Straße in Einbeck alles zum Spaß zu sehen? Der Titel der Ausstellung des Konzeptkünstlers Philipp Valenta legt dies nahe, denn "bara gaman" ist isländisch und bedeutet "alles Spaß". Seit seinem Aufenthalt am Goethe-Institut in Island erforscht Philipp Valenta das Verhältnis von Ökonomie und Ökologie, analysiert und hinterfragt entscheidende Phänomene und Prozesse, die teilweise über die Grenzen der Nation hinaus wirken. Valenta gelingt es in seinen multimedialen und umfangreichen Arbeiten, diese Reibungen, Kuriositäten und Probleme in Bilder und Töne zu übersetzen. Der vordergründig humorvolle Titel der Ausstellung wird fatalistisch interpretiert und zeigt, dass nicht alles "bara gaman – nur Spaß" ist.

Am 25. März ab 17 Uhr können Besucher den Künstler treffen und den Künstlertalk "Stoeber meets Valenta in der KWS Kunstwerkstatt" als Video verfolgen.

Der Besuch von Vorstandsmitglied Peter Hofmann und seine Eröffnungsbotschaft sind per Video auf der KWS Art Homepage zu sehen.

Schwefelfumarol auf Island

Schwefelfumarol auf Island: Pústkerfi <br> Bildautor: Philipp Valenta; Bildnutzung: Nutzung mit Quellenverweis für redaktionelle Beiträge über KWS erlaubt. Eine kommerzielle Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.

Die Installation "Electric Landscape" der Künstlerin zeigt im ersten Raum der Galerie NEWCOMER eine abstrakte isländische Landschaft mit den Komponenten Lava und Wind: Auf Scheiben von Basaltsäulen liegen Felskristalle verschiedener Lavaeruptionen (unter anderem der bekannten Eyiafiallajökull von 2010). Durch die galvanische Verkupferung sind die Lavagesteine Teil eines Stromkreises, der drei PC-Lüfter antreibt. Diese Installation spielt auf die Kühlung in isländischen Prozessor- und Bitcoin-Farmen an.

Im zweiten, dunklen Raum, werden viele kleine Heringe aus Aluminium an der Wand als Untiefen präsentiert: eine Anspielung auf die síldarævintýri, oder "Heringsenteuer", das Island bis 1968 charakterisierte und aus dem Material der neuen isländischen Industrie hergestellt wurde, die eines Tages als "Aluminium-Abenteuer" bezeichnet werden kann. Die Arbeit verbindet die Probleme der 1968 verbotenen Fischerei mit der anschließend vermehrten Aluminiumverhüttung: Dafür wurden Aluminiumunternehmen hinzugezogen, die von den günstigen Energiekosten in Island profitierten. Und wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sehen, dass es sich bei den Heringen tatsächlich um Kabeljau handelt, der nach dem Kabeljau auf der isländischen Ein-Kronen-Münze gebildet wurde.

Entsprechend wird das Werk "Potline" im selben Raum gezeigt: Die Zeichnungen, als grafische Noten zu verstehen, zeigen die abstrahierten Umrisse der vier isländischen Aluminiumhütten in chronologischer Reihenfolge. Die letzte, durch Bevölkerungsresistenz verhinderte und damit unvollendete Hütte ist eine Art Abschluss dieser Episode der isländischen Wirtschaftsgeschichte, sowohl grafisch als auch wirtschaftlich. Ebenfalls in diesem Raum wird das Video "Pustekerfi" (übersetzt: Auspuff) mit Schwefelfumarolen im Hochtemperaturgebiet von Hverir auf Island gezeigt; Hier öffnet Philipp Valenta ein Fenster nach Island, um "in die Landschaft einzutauchen", wie er sagt.

Für eine globale Pflanzensammlung der anderen Art hat Philipp Valenta für die Reihe "Herbarium" alte und zirkulierende Banknoten gesammelt, die Blüten seziert und zu Rahmen aufbereitet. Der Künstler nutzt ein Zahlungsmittel, bei dem Falschgeld "Blüten" heißt, präsentiert es aber weit über das Wertprodukt hinaus und eröffnet neue kulturhistorische Ebenen.

Rote Punkte in Kunstausstellungen symbolisieren verkaufte Werke. "Being A SuccessfulArtist"" zeigt einen roten Farbpunkt auf einer weißen Leinwand. Eine Arbeit, die den "Verkauf" als gängigen Faktor bei der Beurteilung des Erfolgs eines Künstlers anspricht. Der red dot bei NEWCOMER ist Teil einer Reihe, die Philipp Valenta mittlerweile in über 30 Museen, Stiftungen und Unternehmenssammlungen in Deutschland und Europa platziert hat und soll den Wert des einzelnen Werkes und gleichermaßen den Wert des Künstlers als Ganzes symbolisieren. Jedes der Werke ist speziell auf die Wünsche, Bedürfnisse und Umstände des Auftraggebers bzw. der Ausstellung zugeschnitten. In einer Zeit plant der Künstler, alle vorhandenen Werke der Serie in einer Ausstellung zu vereinen.

Philipp Valenta wurde 1987 in Hattingen geboren. Er studierte Bildende Kunst bei Prof. Norbert Hinterberger und Prof. Elfi Fröhlich an der Bauhaus-Universität Weimar. 2017 schloss er bei Prof. Georg Dobler einen Masterabschluss in Metalldesign an der Hawk Hochschule Hildesheim ab. Seit 2011 bis zur Gegenwart hatte Philipp Valenta zahlreiche Einzel- und Kollektivausstellungen sowie Residency-Fellowships, die ihm die Möglichkeit geben, sein künstlerisches Schaffen ständig weiterzuentwickeln. So war er 2018/2019 Meisterstudent bei Prof. Thomas Rentmeister an der HBK Braunschweig.

Besucher sind am 25. März 2022 ab 17 Uhr herzlich eingeladen, den Künstler in seiner Ausstellung kennenzulernen. Gegen 17.30 Uhr wird erstmals der Film des Künstlergesprächs "Stoeber meets Valenta in der KWS Kunstwerkstatt" gezeigt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der in der KWS Art Lounge NEWCOMER an der Tiedexer Straße erhältlich ist.

Die Ausstellung ist bis zum 16. April 2022 bei NEWCOMER zu sehen. Geöffnet mittwochs von 10 bis 13 Uhr, freitags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr.

"bara gaman" - Philipp Valenta

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