Der Mitschnitt als Video ist ab jetzt auf der KWS Kunsthomepage und dem Art at KWS YouTube Kanal verfügbar.
Degenhard Andrulat, geboren 1954 in Salzgitter, studierte von 1977 bis 1983 an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und erhielt für seine Arbeiten bereits in den 1990-er Jahren renommierte Preise. Der Künstler, der in Hannover lebt und arbeitet, beschäftigt sich seit langem mit der Interaktion von Kunst und Wissenschaft. „Die weiße Leinwand fordert mich heraus“, sagte Adrulat über die Entstehung seiner Werke, die sich mit der Darstellung von Raum und Licht beschäftigen, ohne dabei jemals figurativ zu werden. Er habe das Ziel, dass die Betrachter die Bilder für sich nachvollziehbar rekonstruieren können; dafür stehen auch seine erläuternden Bildtitel wie „Doppelgraulanges Blau“ oder „Horizontalrote Gelbinseln“. Degenhard Andrulat: „Wobei ich mir nicht vorstellen kann, was andere sich vorstellen.“ Die Werke entstehen nach seinem eigenen Plan, nach seiner Grammatik für Bilder. Und er könne Bilder auch übermalen oder gar wegwerfen, wenn sie nicht gelingen sollten.
Hier sieht Professor Dr. Ulrich Kalinke Parallelen zur wissenschaftlichen Arbeit. Die Forschung müsse lernen, dass das sich ergebende Bild jeden Tag revidiert werden könne, sagte der geschäftsführende Direktor des Zentrums für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung TWINCORE. Bereits die zu überprüfende Hypothese sei eine Herausforderung. „Mit einer falschen Idee haben sie keine Chance, etwas zu lernen“, sagte Kalinke. Dann müsse man auch den Mut haben, lieber „krachend zu scheitern“ und wieder neu mit den Überlegungen zu beginnen. Diesen Mut zur Entscheidung könne die Wissenschaft durchaus von der Kunst lernen, sagte der Virologe.
„Als Pflanzenzüchter und Forschungsunternehmen sind wir auf Eigenschaften wie Neugier, Experimentierfreude und Offenheit angewiesen“, sagte KWS Vorstand Dr. Felix Büchting. „Innovation braucht Freiraum, um sich zu entfalten - genau wie die Kreativität in der Kunst.“ Die Mitarbeiter im Forschungsgebäude Biotechnikum erhalten durch die dort regelmäßig gezeigte Kunst neue Eindrücke und Impulse abseits vom Blick durch das Mikroskop oder in die Petrischale.
Der künstlerische Herstellungsprozess von Bildern unterliege keiner Zweckbindung, sagte Stefan Becker, der Vorsitzende der Sprengelfreunde und Pressesprecher der Sparkasse Hannover. Im Gegensatz zur angewandten wissenschaftlichen Fragestellung genieße die Kunst die Freiheit, ein Experiment mit offenem Ausgang zu sein. Dafür sei Wissenschaft, seien die Thesen überprüfbar. Die kreativen Prozesse ähneln sich in Kunst und Wissenschaft, sagte Becker. In beiden Disziplinen werde beobachtet, studiert und experimentiert, wobei sich der Weg zum Ziel unterscheide. Gleich sei jedoch, dass in der Fülle der wissenschaftlichen Informationen heutzutage nicht gleich die Daten sprechen würden, und auch der Künstler müsse den Moment erzielen, an dem die Kunst zu den Betrachtern spreche, ergänzte Prof. Dr. Ulrich Kalinke.
Die Online-Ausstellung ist weiterhin unter www.kws.com/gegenhochdoppel zu sehen. Zahlreiche Fotos dokumentieren dabei die Hängung im Biotechnikum, Hintergrundinformationen erläutern den Entstehungsprozess der Werke. Auch der Mitschnitt des Künstlergesprächs im Videoformat ist auf der Homepage und auf dem Art at KWS YouTube Kanal zu finden.