Überblick über Bodenbearbeitungsverfahren - Pflügen, Mulchsaat, Strip Till, Direktsaatverfahren
Aufgrund der sich ständig ändernden Klima- und Witterungsverhältnisse, der individuellen Anforderungen der Kulturarten und des technischen Fortschritts haben sich die Methoden der Bodenbearbeitung ständig weiterentwickelt. Was Sie beachten sollten: Eine sorgfältige, dem Standort angepasste und termingerechte Bodenbearbeitung ist eine Grundvoraussetzung für Ihren erfolgreichen Pflanzenbau.
1. Pflug – konventionell und bewährt?
Vorteile:
- Einarbeitung von Ernterückständen
- Phythosanitäre Auswirkungen
- Bekämpfung von Schädlingen
- Unterbrechung der „grünen Brücke“
- Störungsfreie Aussaat, da keine Pflanzenreste im Saathorizont vorhanden sind
- Vergrößerung des Volumens der Ackerkrume, durch Erhöhung des Grobporenanteils
- Auflösen von Schadverdichtungen und Radspuren
Vorteile durch Pflügen im Herbst (Winterfurche):
- Nutzen der Frostgare
- Frostgare erleichtert Saatbettbereitung auf schweren Böden
- Deutlich besserer kapillarer Wasseraufstieg
Vorteil durch Pflügen im Frühjahr:
- Schneller Anstieg der Bodentemperatur
- Unkrautbekämpfung
Nachteile:
- Auswirkung auf Zusammensetzung des Bodens
- o der natürliche Absetzungsprozess dauert in der Regel mehrere Wochen nach dem Bearbeiten
- Anzahl der Bodenorganismen nimmt ab
- erhöhte Erosionsgefahr
- hohe Verfahrenskosten
Nachteile aufgrund des Pflügens im Herbst (Winterfurche):
- Höhere Verschlämmungs- und Erosionsgefahr auf schluffreichen Böden
- Negative Auswirkungen auf die Bodenstruktur, wenn die Bedingungen zu nass sind
Nachteil durch das Pflügen im Frühjahr:
- Hoher Wasserverlust (kann je nach Standort und Kulturart auch positiv sein)
- Nicht geeignet für tonhaltige Standorte
- Rückverfestigung erforderlich
2. Mulchsaatverfahren – mit konservierender Bodenbearbeitung zum Erfolg
Im Gegensatz zum Pflügen wird bei der Mulchsaat eine etwas flachere, nicht wendende Bodenbearbeitung durchgeführt. Dabei verbleibt der Pflanzenmulch (= Biomasse einer Zwischenfrucht/Stroh der Vorfrucht) vor und nach der Aussaat auf der Bodenoberfläche. Die Aussaat kann als "Mulchsaatverfahren mit Saatbettbereitung" (MSmS) oder als "Mulchsaatverfahren ohne Saatbettbereitung" (MSoS) durchgeführt werden.
Vorteile Mulchsaat
- Vermeidung von Bodenverschlämmung und Bodenerosion
- Schaffung einer stabilen Bodenstruktur ⁃ Geringere Empfindlichkeit gegenüber Verdichtung ⁃ Bessere Befahrbarkeit
- "Gute fachliche Praxis" für erosionsgefährdete Standorte nach Bodenschutzgesetz / CC-Vorgaben
- bei Zwischenfruchtanbau: Vermeidung von Nitratauswaschungen während der Wintermonate durch Speicherung in der Biomasse
- trotz Einsparungen bei der Bodenbearbeitung keine Ertrags- und Qualitätseinbußen im Vergleich zur konventionellen Bodenbearbeitung
- Erhöhung des Bodenlebens → Regenwürmer lockern, belüften und durchmischen den Oberboden
- Förderung der Bodenerwärmung auf kalten Standorten und der Jugendentwicklung
- Beitrag zum Erosionsschutz und stabilen Bodengefüge bei MSoS am höchsten
Fehlerquellen Mulchsaat
- ungleichmäßige Verteilung von Strohhäcksel aus der Vorfrucht
- zu üppige oder zu schwache Zwischenfrüchte
- ungleichmäßiger Ackerboden; Zwischenfrucht auf unebener Furche gesät
- kein Einsatz von Totalherbiziden bei starkem Unkraut
- Boden und Mulchmaterial zu nass bei der Aussaat
- zu feine oder zu tiefe Saatbettbereitung
- zu hohe Fahrgeschwindigkeit bei der Aussaat
- ungeeignete Sämaschinen (Schardruck, Räumwirkung)
- keine Berücksichtigung der Standorteignung:
- auf leichten Böden oft sehr dichte Lagerung, daher ist eine tiefere Lockerung meist besser
- auf mittleren Böden ist Mulchsaat mit Saatbettbereitung meist günstig
- auf lehmigen Böden ist eine Mulchsaat ohne Saatbettbereitung oft ratsam
3. Strip Till – mit streifenweiser Lockerung auf Erfolgskurs?
Beim Strip Till-Verfahren wird der Boden in schmalen Streifen gelockert, der Rest der Ackerfläche bleibt unbearbeitet. Damit vereint das Strip Till-Verfahren die Vorteile der konventionellen Verfahren. Das Saatgut wird parallel oder absätzig genau in die zuvor bearbeiteten Streifen gesät.
Vorteile Strip-Till
- Schutz vor Verdunstung und Erosion durch Mulchmaterial auf der Oberfläche
- Boden wird nur gelockert, wo es notwendig ist
- Bodenstruktur in den Zwischenräumen bleibt intakt → bessere Befahrbarkeit und Kapillarität
- Gleichzeitige Ausbringung von Gülle oder Handelsdünger spart Zeit und Überfahrten
Nachteile Strip-Till
- Strip-Till-Grubber und Einzelkornsämaschine müssen in der Anzahl der Reihen aufeinander abgestimmt sein
- GPS-Lenksystem mit ausreichender Genauigkeit erforderlich
- Bei gleichzeitiger Gülleausbringung ist die Flächenleistung geringer als bei Standardverfahren
- Für kleinere Betriebe nur durch Lohnunternehmer machbar
4. Direktsaatverfahren - eine Alternative für Ihren Betrieb?
Das Direktsaatverfahren folgt dem Prinzip der "Festbodenwirtschaft”. Das bedeutet, dass bei diesem Verfahren keine Bodenbearbeitung und keine Saatbettbereitung erforderlich ist. Da die Aussaat in die unbearbeiteten Stoppeln der Vorfrucht erfolgt, sollten die Sämaschinen mit Schneidscheiben ausgestattet sein.
Vorteile Direktsaat
- Gute Tragfähigkeit und Befahrbarkeit des Bodens
- Geringes Risiko der Radspurverdichtung
- Günstiger Wasserhaushalt
- Schutz vor Verschlämmung und Erosion durch Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche
Nachteile Direktsaat
- "Grüne Brücke" für Pflanzenkrankheiten
- Einsatz von Totalherbiziden ist notwendig
- Oberflächenerwärmung im Frühjahr verzögert
- Höhere Anforderungen an die Bewirtschaftung und Pflanzenproduktion
Das könnte Sie auch interessieren…
Finden Sie Ihren Berater
Möchten Sie wissen, welche Produkte am besten zu Ihren regionalen Bedingungen passen? Haben Sie Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten? Gerne beantworten wir Ihre Fragen, um optimale Erträge und Ergebnisse zu erzielen.